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Der ewige Gärtner

| Walter Gasperi |

In Kenia wird die Gattin eines britischen Diplomaten ermordet. Bei der Suche nach den Hintergründen stößt ihr Mann auf verbrecherische Machenschaften der Pharmaindustrie.

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Die Welt der Geheimdienste und der Diplomatie ist das Parkett, auf dem John Le Carré zu Hause ist. Für Verfilmungen boten sich seine Romane schon immer an, wobei sich die Schauplätze mit Ende des Kalten Krieges verschoben. Unterschiedlich ist auch der Tonfall der Adaptionen. Schilderte Martin Ritt im Berlin-Film The Spy Who Came In from the Cold (1966) kühl und hoffnungslos in tristen Schwarzweißbildern das Leben eines Agenten, so schlug John Boormans The Tailor of Panama (2001) ironische Töne an.

An die Stelle des Elegant-Spielerischen des Iren Boorman tritt beim Brasilianer Fernando Meirelles scharfe Sozialkritik. Den noblen Clubs, Villen und Golfplätzen der europäischen Diplomaten stellt er die kenianischen Elendsviertel gegenüber, blickt schonungslos auf die Praktiken der Pharmakonzerne und die Verflechtungen von Wirtschaft und Politik. Keine glatt polierten Postkartenansichten, sondern raue, vielfach verwackelte, mit der Handkamera aufgenommene realistische Bilder der Armut und Not liefert Kameramann César Charlone, verschließt daneben aber auch nicht den Blick für die Schönheiten Afrikas.

Doch diese Studie der Arroganz des Westens und eines von der Weltöffentlichkeit kaum beachteten Kontinents wird nicht aufdringlich präsentiert, sondern in eine packende private Story eingebettet. Indem der Mord an der sozial und politisch engagierten Tessa Quayle (hervorragend: Rachel Weisz) an den Beginn gestellt wird, kann Meirelles in der Folge den Film, der konsequent aus der Perspektive des Witwers erzählt wird, in zwei Richtungen vorantreiben. Einerseits erinnert sich der von Ralph Fiennes mit wunderbarer Zurückhaltung gespielte Justin Quayle in sukzessiv eingeschobenen Rückblenden an die Geschichte ihrer Liebe, andererseits wird er aktiv, wird vom Diplomaten, der sich für die Situation der Bevölkerung nicht interessiert und sich auf die Pflege seines Gartens konzentriert, zum Handelnden, der selbst Nachforschungen anstellt, sich aber gleichzeitig der Liebe zu seiner ermordeten Frau immer bewusster wird.

Auf selbstzweckhafte, inszenatorische Kabinettstückchen verzichtet der durch City of God berühmt gewordene Regisseur völlig. Ohne unnötige Effekte, konzentriert auf die Charaktere, erzählt Meirelles stringent eine Geschichte, die packt, weil das Private und das Öffentliche, Liebesfilm und Thriller, Sozialkritik und grundsätzliche Fragen über Macht und Moral bruchlos verflochten werden.