Klimt

Klimt

| Jörg Schiffauer |

Raoul Ruiz porträtiert Leben und Werk Gustav Klimts anhand mosaikartig aneinander gereihter Szenen.

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Ein so perfektes Timing für den Filmstart hätten sich die Produzenten von Klimt wohl nicht zu träumen gewagt. Die in den letzten Wochen intensiv geführten Diskussionen um die Restitution der „Goldenen Adele“, einem der bekanntesten  Bilder Gustav Klimts, hat für dessen Schaffen ein Interesse hervorgerufen, dass vermutlich weit über jenes kunstinteressierter Kreise hinausgeht. Doch selbst diese ungeplante Werbung wird diesem Film nicht helfen können. Denn der ansonsten respektable Regisseur Raoul Ruiz verirrt sich von Anfang an in einem Plot, der reichlich wahllos markante und belanglose Momente aus  Klimts Biografie herausgreift. Das Ergebnis ist ein zusehends merkwürdig anmutendes Gemisch aus Rückblenden, Fantasien und Anekdoten, das aufgrund seiner Beliebigkeit den Film als dermaßen unfokussiert erscheinen lässt, dass selbst der geduldigste Zuschauer den Versuch aufgibt, dieses diffuse Mosaik zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammenzufügen. Besonders unangenehm fällt dabei noch auf, dass der Ruiz’ Blick streckenweise an Klischees hängen geblieben ist, die man eigentlich nur noch als Stoff für Satire geeignet hält. Die Stereotypen reichen von den ständig im Café Central sitzenden Wienern, die ihre Zeit mit Intrigieren totschlagen, bis zu der Idee, die Arbeit eines Künstlers bestehe hauptsächlich daraus, mit einem halben Dutzend attraktiver, unbekleideter Damen im eigenen Atelier herumzuschäkern. Als einzig konsequent durchgehendes Element des Films bleibt dann auch nur die stilgerechte, pittoreske Ausstattung im Gedächtnis haften, die sich in einem Hochglanzfotoband über Jugendstilmöbel sicher prächtig ausmachen würde.

Die Orientierungslosigkeit des Films dürfte schon während der Dreharbeiten bemerkt worden sein, denn John Malkovich hat es offensichtlich sehr bald aufgegeben, seiner Titelrolle irgendwelche Nuancen zu verleihen. Stattdessen beschränkt sich Malkovich  darauf, seinen Part routiniert gelangweilt abzuarbeiten. Als schlimmste Sünde muss Klimt sich jedoch ankreiden lassen, eine zunehmend quälende Langeweile zu verbreiten, die zumindest während der Rezeption des Films jedes Interesse am wirklichen Gustav Klimt bald vertreibt.