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Lady Henderson präsentiert

| Walter Gasperi |

Eine exzentrische ältere Lady kauft 1937 das heruntergekommene Londoner Windmill-Theater, das unter der Leitung eines erfahrenen Intendanten mit freizügigen Revuen Erfolge feiert.

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Stephen Frears lässt sich weder auf ein Genre noch auf einen Stil festnageln. Er pendelt zwischen seiner britischen Heimat und Hollywood, drehte mit My Beautiful Laundrette und The Snapper ebenso typisch englische Komödien wie mit Grifters einen amerikanischen Thriller oder mit The Hi-Lo Country einen Post-Western, feierte jedoch seinen größten Erfolg mit dem Kostümfilm Dangerous Liaisons (1988).

Mit Lady Henderson präsentiert begibt sich Frears nun wiederum auf historisches Parkett. Die eher dünne Story ist aber nur Vorwand, um zwei blendend aufgelegten Schauspielern eine Bühne zu bieten. Von der ersten Begegnung an verbindet die reiche, aber gelangweilte verwitwete Lady Henderson (Judi Dench) und den auf künstlerische Freiheit pochenden Theatermanager Vivian Van Damm (Bob Hoskins) eine Hassliebe. Voneinander los kommen sie freilich nicht, denn sie braucht seine Theatererfahrung und er ihre finanzielle Unterstützung. Lustvoll inszeniert Frears in spritzigen Rededuellen diesen Antagonismus, in dem wohl auch eine hintergründige Attacke auf die Rollenverteilung zwischen Regisseur und Produzent im Filmbusiness zu sehen ist.

Ein swingender Soundtrack treibt den Film voran, doch Tiefe gewinnen die Figuren kaum. Denn Frears erzählt nicht nur vom Varieté, sondern inszeniert Lady Henderson präsentiert selbst als Nummernrevue und pendelt zwischen flotten Revueeinlagen und den Auseinandersetzungen der Protagonisten, zwischen Musical und Screwball-Komödie.

Leichtes Amüsement steht im Mittelpunkt, ernsthafte Themen wie der Diskurs über Zensur und Freiheit der Kunst, den die Proteste gegen die Nackt-Revues auslösen, werden nur am Rande gestreift: Mit Beziehungen und Charme schafft die Lady diese Barrieren fast spielerisch aus der Welt. Wie wenig tragfähig diese ebenso bunte wie unterhaltsame Oberfläche aber ist, zeigt sich spätestens mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Abrupt wechselt Stephen Frears die Tonlage. Witz und Tempo werden von langsamen und patriotischen Shownummern abgelöst, dunkle Farben und Nachtaufnahmen sollen die bedrückende Stimmung beschwören.

Mit diesem Umschwung vom Komödiantischen zum Dramatischen geht Lady Henderson präsentiert aber förmlich die Luft aus, die deplatzierten Liebesgeschichte einer Tänzerin lässt den Film zudem vollends in Richtung Sentimentalität abrutschen.