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The Sentinel

The Sentinel – Wem kannst du trauen?

| Günter Pscheider |

Routinierter Verschwörungsthriller mit Starbesetzung über einen Leibwächter der First Lady, der in Verdacht gerät, an einem Mordkomplott gegen den Präsidenten beteiligt zu sein.

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So richtig neu ist der Plot nicht: Das Leben des alternden Secret Service-Mannes Pete Garrisson (Michael Douglas), der vor 20 Jahren eine für den Präsidenten bestimmte Kugel abwehrte, fällt innerhalb weniger Tage auseinander: In der Mannschaft der hoch qualifizierten Experten, die das Leben des Präsidenten unter Einsatz ihres Körpers schützen sollen, befindet sich ein Maulwurf. Petes Kollege ahnt etwas, wird aber niedergeschossen, bevor er ihn einweihen kann. Mit den Ermittlungen wird ausgerechnet Petes ehemalig bester Freund (Kiefer Sutherland), der ihn wegen Petes angeblicher Affäre mit seiner Frau hasst, beauftragt. Ihm zur Seite wird eine ehrgeizige Nachwuchsermittlerin (Desperate Housewife Eva Longoria in ihrer ersten Filmrolle) gestellt. Alle Hinweise deuten auf Pete, der nicht nur die hartnäckigen Ermittler von seiner Unschuld überzeugen, in letzter Sekunde das Komplott einer ausländischen Macht, den Präsidenten zu ermorden, vereiteln und den wahren Verräter enttarnen muss, sondern vor allem auch damit beschäftigt ist, seine Affäre mit der First Lady (Kim Basinger) zu vertuschen.

Die Details dieser abgeschlossenen Welt von Sicherheitsexperten sind zweifelsohne gut recherchiert (jetzt wissen wir endlich, dass Cincinnati der Codename für die Frau des Präsidenten ist), die zwischenmenschlichen Konflikte zwischen den Hauptfiguren wären auch da, werden aber immer nur angedeutet und nicht ausgespielt. So bleibt der Film seltsam blutleer, als Beispiel dient nur eine der unerotischsten Liebesszenen der Filmgeschichte: Wie der hölzerne Michael Douglas und die arg zurück genommene Kim Basinger im Strandhaus der First Lady übereinander herfallen wirkt ungefähr so leidenschaftlich, wie die ganze Liste der Codewörter, die den Tagesablauf der Leibwächter strukturiert. Regisseur Clark Johnson (Swat) gelingt es einfach nicht, die verschiedenen Handlungsebenen so zu ordnen, dass sie einander sinnvoll ergänzen. Die Geschichte der Affäre spielt eigentlich keine weitere Rolle, die Hintergründe des geplanten Attentats bleiben fragwürdig und die Figuren entwickeln sich alle nicht weiter. Die Lunte des potenziellen Konflikts zwischen Loyalität, Freundschaft und Macht wird ständig angezündet, die Bombe explodiert aber nie. Wenn man schon heroische Präsidentenschützer bei der Arbeit sehen will, ist man bei In The Line of Fire doch entschieden besser aufgehoben.