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Breakfast on Pluto

Filmkritik

Breakfast on Pluto

| Barbara Schweizerhof |

Das Waisenkind Patrick entdeckt früh seinen Hang zu Frauenkleidern. Als Jugendlicher verlässt er die irische Provinz der späten 60er Jahre, um über Umwege nach Swinging London zu kommen, wo er die lang vermisste Mutter zu finden hofft.

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Mit Breakfast on Pluto verfilmte Neil Jordan nach The Butcher Boy zum zweiten Mal einen Roman von Patrick McCabe. Im Gegensatz zum Film von 1997, dem verstörenden Drama um einen geistig fragilen Jugendlichen, der zum Mörder wird, hat die Geschichte des nicht weniger fragilen Jungen in Breakfast on Pluto das Zeug zum Feelgood-Movie:

Patrick „Kitten“ Braden setzt den Konventionen der Gesellschaft trotzig eine selbst erfundene, schräge Identität entgegen und zieht aus der Enge der provinziellen Heimat aus, um die weite Welt zu erobern. Das ist der Stoff, aus dem Independent-Erfolge gemacht sind.

Divenhaft sieht man am Anfang Cillian Murphy als „Kitten“ – so das weibliche Pseudonym des Transvestiten Patrick – durch London stolzieren, betörend geschminkt  und mit entsprechendem Hüftschwung. Bauarbeiter johlen ihm zu. Die Szene setzt den Ton: Neil Jordan scheint genau zu wissen, was das breite Publikum an Transvestiten so interessant findet – es ist der Mut zur Selbstinszenierung und -erfindung. Aus der Sicherheit des Kinosessels ist es ein Leichtes, sich mit Patrick zu identifizieren.

Der Stolz in „Kittens“ Gesicht aber leistet solch einfacher Einfühlung Widerstand. Tatsächlich gelingt es Jordan im Verlauf des Films, der die Vorgeschichte zu diesem Straßenauftritt erzählt, die voyeuristische Bequemlichkeit zu stören. Sein Patrick „Kitten“ nämlich scheint die Genreregeln selbst zu kennen, und so handelt Breakfast on Pluto davon, wie er das eigene schäbige Leben in ein Feelgood-Movie zu verwandeln sucht. Das heißt auch: Man sieht, was ihn das kostet.

Als Moritat in 36 Episoden erzählt Jordan vom Auszug Patricks aus der irischen Kleinstadt. Sein schelmenromanartiger Lebensweg handelt von Männern, die ihm helfen und solchen, die ihn verletzen und jenen, die beides gleichzeitig tun. Zwischendurch geben schon mal Vögel in untertiteltem Gezwitscher ihren Kommentar ab. Und irgendwo geht immer eine Bombe der IRA hoch.

Unaufwändig und trotzdem treffend illustriert der Film die Atmosphäre der späten 60er Jahre in Irland und Großbritannien mit düsteren, fast farblosen Bildern, zu denen Patricks grelle Vorlieben und ein exzellent ausgesuchter Soundtrack vergessener zeitgenössischer Hits wunderbar kontrastieren.