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Wolf Creek

| Ralph Umard |

Bei ihrer Ferienreise durch die australische Wildnis werden drei junge Leute von einem sadistischen Serienkiller entführt, der Urlaub wird zum Albtraum.

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Von Kugeln durchsiebte Straßenschilder, Verwesungsgeruch, der von am Pistenrand liegenden Känguruh-Kadavern aufsteigt, Hinweistafeln mit der Aufschrift „270 Meilen bis zur nächsten Tankstelle“. Raubeinige Burschen in unwirtlichen Bierschänken, wo man Geschichten von Reisenden hören konnte, die in den Weiten der australischen Wildnis auf Nimmerwiedersehen verschwunden waren. Eindrücke, die den Autor dieser Zeilen beim Auto-Trip durch das australische Hinterland vor 25 Jahren beunruhigten. Und als er dann eines Nachts in der menschenleeren Einöde zwei Stunden lang von einem dicht auffahrenden Geländewagen mit aufgeblendeten Scheinwerfern verfolgt wurde, bis ein Provinznest Unterschlupf bot, war seine Verunsicherung so groß, dass am nächsten Morgen der Kauf einer Winchester samt 100 Schuss Munition zur Selbstverteidigung erfolgte.

Wolf Creek weckt solch alte Erinnerungen und zeigt, welch entsetzlichem Schicksal der Autor damals womöglich entronnen ist. Basierend auf Medienberichten über Highway-Killer und verschwundene Menschen hat Autorenfilmer Greg McLean ein heimtückisches Horror-Roadmovie inszeniert, das mit nervenzerfetzenden Verfolgungsjagden und sadistischen Gewalttaten schockt. Stilistisch ließ sich McLean von amerikanischen E.C.-Gruselcomic-Klassikern sowie (dänischen) Dogma-Filmen inspirieren. Im pseudodokumentarischen Stil, der Authenzität suggeriert und so die Anteilnahme steigert, drehte er an Originalschauplätzen hautnah mit Digitalkamera die Leidensgeschichte dreier junger Leute auf Ferienfahrt durch die Wildnis. Land und Leute erscheinen wirklichkeitsgetreu, man hat bei den Darstellern anfangs gar nicht den Eindruck, dass sie schauspielern, so natürlich agieren sie. John Jarrat etwa verkörpert einen durchgeknallten Vietnam-Veteranen psychopathologisch glaubwürdig mit einer beklemmenden Aura latenter Gewaltbereitschaft, die wirklich furchteinflößend ist.

Wie bei Blair Witch Project wechselt die Stimmung der drei Urlauber von fröhlicher Unbekümmertheit zu panischer Angst, nachdem ihr Auto in der menschenleeren Steppe den Geist aufgegeben und ein freundlich auftretender Einheimischer sie abgeschleppt hat. Doch der urige Aussie-Typ ist kein netter Naturbursche vom Schlage eines
„Crocodile Dundee“, vielmehr ein „Bluts-Bruder“ im Geiste des berüchtigten amerikanischen Serienmörders Henry Lee Lucas.