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Die Hollywood-Verschwörung

| Alexandra Seitz |

Ausgerechnet Superman soll Selbstmord begangen haben?! Aus diesem im Grunde skandalösen Faktum weiß Allen Coulter leider keine Funken zu schlagen.

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Privatdetektiv Louis Simo wird mit der Untersuchung der Todesumstände des Fernseh-Schauspielers George Reeves beauftragt. Dessen Mutter glaubt nicht, dass er selbst sich die Kugel in den Kopf gejagt hat, an der er in der Nacht des 16. Juni 1959 starb. Simo zieht los und ermittelt und stößt bald schon auf allerlei Ungereimtheiten. Da ist zunächst der Umstand, dass Reeves ein Verhältnis mit der um einige Jahre älteren Toni Mannix hatte. Hätte deren Mann, MGM-Executive Edward J. Mannix, nicht Grund gehabt, den Nebenbuhler aus dem Weg zu schaffen? Oder ist Reeves’ Verlobter das eifersüchtige Temperament durchgegangen? Vielleicht war es aber doch der Überdruss, den eigenen hochfliegenden Träumen beim Verwehen zusehen zu müssen, der Reeves’ Leben enden ließ?

Es ist unschwer zu erkennen: Allen Coulters Hollywoodland steht in der Erzähltradition des Film noir, in der des öfteren ein Ermittler, der schon bessere Tage gesehen hat, von seinen Ermittlungen in einen Sumpf aus moralischer Korruption und Verbrechen geführt wird, in dem er sodann zu versinken droht. Darüber hinaus aber stellt der Ermittlungsgegenstand hier eine Verbindung zur ureigenen Hollywood-Geschichtsschreibung her; Filmen also, die sich, wie kürzlich erst Brian de Palmas The Black Dahlia, der Überlieferung von Tinseltown-Legenden verschrieben haben. Wobei die Tatsache, dass sich diese Historisierung mit den wenn nicht glamourösen, so doch reichen Mitteln des Mainstream-Films vollzieht, notwendigerweise zur fortschreitenden Fiktionalisierung des überlieferten Stoffes führt. Wo Gerücht war, soll Mythos werden.

Dass dies im vorliegenden Fall nicht recht gelingt, liegt nun keineswegs an der tragischen Gestalt des George Reeves, der als erster Superman-Darsteller (in der TV-Serie Adventures of Superman, ab 1952) unter die Ikonen der Trivial-Film-Kultur zu zählen ist. Vielmehr hält Hollywoodland der Spannung seines doppelten Bezugsrahmens – Film noir-Erzählung hier, Tinseltown-Mythologisierung dort – nicht stand und zerfällt in seine strukturellen Bestandteile. So langweilt man sich also mit einer viel zu breiten Raum einnehmenden Rahmenhandlung, in der ein unengagierter Adrien Brody in der Rolle des Detektivs agiert, und wartet dringlich auf die Rückblenden, in denen Ben Affleck mit minimalen Mitteln und sehr anrührend die Tragödie eines Mannes gestaltet, der sich mit der eigenen Mittelmäßigkeit nicht abfinden konnte.