Serienkiller Jigsaw darf seine Allmachtsphantasien erneut blutig in die Tat umsetzen.

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Nachdem die Low-Budget-Produktion Saw 2004  zu einem Überraschungserfolg geworden war, konnte man die Prognose wagen, dass alsbald eine Reihe von Sequels folgen würde. Angesichts der zu Zeit wieder enormen Popularität des Horrorgenres eine ökonomisch begründete Konsequenz, doch ansonsten schien ein gewisses Maß an Skepsis angebracht. Hatte es Saw doch kongenial geschafft, eine mittlerweile genreübliche, extrem drastische Härte mit einer durchdachten formalen Struktur zu verbinden, die den Film aus der Masse gleichartiger Produktionen hervorstechen ließ. Zweifel, die sich bestätigten: Saw II war nicht viel mehr als eine konfuse Aneinanderreihung brutaler Abschlachtungssequenzen, die nur durch ihren blanken Sadismus übel im Gedächtnis blieben.

Eine Lektion, die Darren Lynn Bousman, der die Regie von Saw II zu verantworten hatte, offenbar gelernt hat und bei der Inszenierung des dritten Teils auch berücksichtigt. Saw III orientiert sich wieder  deutlich mehr an der Struktur des ersten Films, beschränkt den Verlauf der Handlung auf nur wenige Räume, deren bedrückende Enge jene klaustrophobische Grundstimmung generiert, welche die Atmosphäre des ersten Teils so effektiv prägte. Zudem rückt der Plot jene Figur in den Mittelpunkt, die mittlerweile zu einer Art Trademark der Reihe wurde: Jigsaw ist ein Killer, der Menschen entführt, um sie raffiniert konstruierten, todbringenden Fallen auszuliefern, aus denen es (fast) kein Entkommen gibt. Und der, um seinen Gottkomplex vollends abzurunden, seinen Opfern mit dem unerbittlichen Fanatismus eines religiösen Eiferers immer auch eine Art von Belehrung (und Bekehrung) bezüglich ihrer charakterlichen Defizite mitzugeben pflegt.

In diesen Allmachtsphantasien Jigsaws liegt eine ebenso raffinierte wie effektvolle Doppelbödigkeit. So wie er es versteht, seine ihm ausgelieferten Opfer  geschickt zu manipulieren, um sie zu ihnen zutiefst widerstrebende Handlungen zu bewegen, wird man als Zuschauer von der fast hypnotisierend wirkenden Atmosphäre des Films gleichsam verführt, sich mit einer Art morbider Faszination der Betrachtung von drastisch in Szene gesetzten Morden (und daran herrscht in Saw III wahrlich kein Mangel) auszusetzen. Ein solcher Voyeurismus mag nach Ende des Films ein wenig nachdenklich stimmen, der Erfolg der Saw-Reihe lässt allerdings auf eine größere Zahl von Wiederholungstätern schließen.