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Über Wasser

| Günter Pscheider |

Visuell avancierte, episodische Doku über den dramatischen Einfluss des nassen Elements auf das Leben der Menschen in drei Regionen.

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Der Film ist, ähnlich wie Workingman’s Death, in drei sehr unterschiedliche Kapitel gegliedert, die nicht mehr miteinander gemeinsam haben, als den thematischen Fokus auf die dramatischen Auswirkungen von zu viel oder zu wenig Wasser auf die Lebensbedingungen der Bevölkerung: Im extrem dicht besiedelten Bangladesch werden die Bewohner eines Küstenabschnitts fast jährlich von den unberechenbaren Fluten gezwungen, ihre Häuser immer wieder neu aufzubauen.

Der riesige Aralsee wurde in den 50er Jahren umgeleitet, damit verlor ein ganzer Landstrich seine Existenzgrundlage. Die Arbeitslosigkeit heute ist exorbitant, den Bewohnern bleibt nur die Erinnerung an jene glorreichen Zeiten, als der See mit seinem Fischreichtum alle ernährte, wenn sie wehmütig auf die surreal in der Wüste gestrandeten Schiffe von einst blicken.

Die Menschen in den Slums von Nairobi müssen sich ohne staatliche Wasserversorgung mit dem harten Kampf ums lebensnotwendige Nass herumschlagen. Die Kamera verfolgt den täglichen Fußmarsch der Frauen  mit den schweren Kanistern, vorbei an mannshohen Schlaglöchern. Die Nachfrage bestimmt den Preis. Weil die wenigen Brunnen selten funktionieren, muss das Wasser von freien Wasserhändlern, die durch Bestechung eine Art „Konzession“ für das Anzapfen der städtischen Wasserleitung erworben haben, gekauft werden. Durch kurze Interviews und eine distanzierte Kamera versucht Udo Maurer, uns die Menschen in den Krisenregionen näher zu bringen. Doch die Gespräche gehen zu wenig in die Tiefe, die Bilder waren offensichtlich wichtiger. Die Kraft einiger wirklich gelungener Aufnahmen in Kasachstan und die visuell beeindruckenden Fahrten durch die Slums reichen nicht aus, um das Interesse durchgehend aufrecht zu erhalten.

Einzig in der wunderbaren Kenia-Episode ensteht ein faszinierender Mikrokosmos, in dem ein Ladenbesitzer mit einem gewinnenden Lächeln erzählt, dass es zur Abschreckung sinnvoll ist, Diebe bei lebendigem Leib zu verbrennen, und in dem Mütter wie im Schlaf die exakte Wassermenge nennen können, die sie pro Tag benötigen. Hier ist Wirklichkeit geworden, was findige Konzerne als Zukunftsvision für die ganze Welt sehen: Wasser ist ein Konsumartikel und kein Menschenrecht. Über diese Menschen und ihre Probleme, über das System dahinter und seine Verflechtungen mit dem Westen hätte man gerne mehr erfahren, aber leider ist da der Film auch schon wieder zu Ende.