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Die Eisprinzen

| Alexandra Seitz |

Das Kino ist der Wirklichkeit bekanntlich um Längen voraus. Einmal mehr beweist dies dieser alberne Schwank, in dem sich zwei Herren zusammentun, um als erstes männliches Eiskunstlaufpaar in die Sportgeschichte einzugehen.

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Sie könnten gegensätzlicher nicht sein, und sie hegen füreinander die tiefste Verachtung: Chazz Michael Michaels, der Rockstar unter den Eiskunstläufern, und Jimmy MacElroy, der ätherische Ästhet auf Kufen. Ausgerechnet diese beiden sollen sich bei den Olympischen Spielen 2002 mit gleicher Punktezahl die Goldmedaille teilen. Stattdessen kommt es zu einer Schlägerei, bei der das Olympia-Maskottchen in Flammen aufgeht, und Michaels und MacElroy werden mit einer lebenslangen Sperre belegt. Dreieinhalb Jahre vergehen, bis sie die Lücke im Reglement entdecken, die es ihnen ermöglicht, gemeinsam im Paarlaufen anzutreten. Und auch wenn jeder der beiden den jeweils anderen am liebsten nur mit der Beißzange anfassen würde, der Ehrgeiz siegt – und außerdem haben sie ja auch nichts anderes gelernt. (Chazz allerdings kann immerhin einen Porno-Award vorweisen.)

Soweit also die Ausgangslage. Wer das, zusammen mit der Aussicht auf Will Ferrell und Jon Heder in den Rollen von Chazz Michael Michaels respektive Jimmy MacElroy, nicht lustig oder doch wenigstens viel versprechend findet, der macht um Blades Of Glory besser einen Bogen. Denn mehr als zwei skurrile Figuren in grotesker Umgebung und daraus resultierende absurde Situationen werden letztlich nicht geboten. Was nicht heißen soll, dass das nicht immer noch eine Menge wäre. Zwar halten sich, gemessen an den Möglichkeiten, die entlarvenden Seitenhiebe auf die höchst sonderbare Welt des Eiskunstlaufsports in überschaubaren Grenzen, sie sind aber zielgenau und schmerzhaft platziert.

Hervorzuheben sind da vor allem Jimmys ebenso ehrgeiziger wie herzloser Ziehvater sowie Stranz und Fairchild Van Waldenberg, die sehr (sehr!) miteinander vertrauten Geschwister von der Konkurrenz. Doch auch zwischen dem zuverlässig rabaukenhaft agierenden Ferrell und dem angemessen nerdig wirkenden Heder stimmt die Chemie. Tatsächlich ergeben der große Dunkle und der kleine Blonde ein recht hübsches Paar aus Feuer und Eis, das schließlich sogar gemeinsam durch dick und dünn geht. Man hätte den beiden auch ein richtiges, das heißt romantisches Happy End gegönnt. Nicht bloß die ängstlich-homophobe Banal-Erkenntnis, dass selbst noch die unwahrscheinlichste Männerfreundschaft so schnell durch nichts zu erschüttern ist.