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Bordertown

| Alexandra Seitz |

Eine Journalistin untersucht die Hintergründe einer Mordserie in der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez und gerät dabei in Gefahr.

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Bordertown ist ein jämmerlich schlechter Film, einer von jener schlimmen, bodenlosen Sorte, die einem die Tränen in die Augen treiben kann; also ein wirklich misslungener Film, vor dessen Besichtigung dringend gewarnt werden muss. So furchtbar Bordertown ist, so notwendig ist er allerdings auch, und auf seine Art irgendwie längst überfällig.

Die Geschichte nämlich, die Gregory Nava unter Zuhilfenahme der geballten Superstar-Power von Latino-Diva Jennifer Lopez erzählt, beruht auf tatsächlich Geschehenem, auf einem andauernden Skandal: Seit 1993 findet im mexikanischen Ciudad Juárez (und neuerdings auch Chihuahua) ein Massenmord an Frauen statt, über den Polizei und Justiz generös hinwegsehen. Jedenfalls pfuschen sie seit Jahren schon unengagiert und offensichtlich wenig zielführend herum, unfähig, dem Morden ein Ende zu bereiten. Das mag daran liegen, dass es sich bei den Opfern eben nicht einfach nur um Frauen handelt, es handelt sich um arme Frauen, Frauen ohne gesellschaftlichen Einfluss, unbedeutende Arbeiterinnen, Sklavinnen globalisierter Produktionsverhältnisse. Denn der Großteil der Vergewaltigten, Gefolterten, Getöteten war in Maquiladoras beschäftigt, das sind von multinatio-nalen Firmen gegründete Fließbandfabriken für Exportgüter, die seit Inkrafttreten des Freihandelsvertrages NAFTA in der Region wie Pilze aus dem Boden schießen. Amnesty International schätzt die Zahl der toten Frauen auf über 400, die Dunkelziffer, es lässt sich denken, liegt weit höher.

Vor diesem bedrückenden Hintergrund ist Bordertown also zu sehen. Als film on a mission, der insbesondere das Anliegen verfolgt, das mediale Desinteresse an der Tragödie im mexikanischen Grenzland zu beenden, um auf diese Weise Druck auszuüben auf die politisch Verantwortlichen. Das macht den Film nicht besser und entschuldigt weder La Lopez’ geradezu manisches Overacting noch die chaotische Montage, und schon gar nicht entschuldigt es das gepfuschte Drehbuch, das ein haarsträubendes Klischee ans andere pappt. Seine Mission aber gibt Bordertown ein Existenzrecht, das nicht anzuzweifeln ist. Zwar hätten die toten Frauen von Ciudad Juárez einen richtig guten Film verdient, dass sich aber niemand fand, ihn zu drehen, ist auch aufschlussreich. Sieben Jahre lang bemühte sich Gregory Nava um die Finanzierung von Bordertown, bis schließlich Jennifer Lopez an Bord kam – sieben Jahre, in denen er im Drehbuch immer wieder die Zahl der Opfer korrigieren musste. Angefangen hatte er mit 150.