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Quinceanera

| Walter Gasperi |

Clash der Generationen und Werte in der Hispanic Community von Los Angeles: Ein konservativer Prediger verstößt seine 15-jährige Tochter, weil sie schwanger ist.

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Quinceañera ist jene Feier anlässlich des 15. Geburtstags, mit der für eine Mexikanerin die Kindheit endet und das Erwachsenenalter beginnt. Den Blick ins soziale Gefüge der mexikanischen Immigranten und auf seine Generationen- und Wertekonflikte verbinden Richard Glatzer und Wash Westmoreland mit einer Studie des boomenden Stadtviertels Echo Park in L.A., in dem die Wohnungspreise in die Höhe schnellen und die seit langem ansässigen, aber finanzschwachen Hispanics sukzessive verdrängt werden.

Im Mittelpunkt von Quinceañera steht die 15-jährige Magdalena, die in wenigen Monaten ihren großen Tag begehen soll, dessen Stellenwert am Beginn mit der Quinceañera einer Cousine eindrücklich demonstriert wird. Deutlich wird bei dieser Feier aber zugleich auch die konservative Wertevorstellung der Community, wenn Cousin Carlos, weil er schwul ist, als Persona non grata unsanft vor die Tür gesetzt wird.

Abweichungen von Tradition und Regeln werden nicht geduldet, das bekommt auch Magdalena zu spüren, als sie feststellt, dass sie schwanger ist. Kein Verständnis hat der Vater dafür, auch wenn die Tochter beteuert, dass sie mit keinem Jungen geschlafen hatte und eine Internetrecherche sogar eine überraschende wissenschaftliche Erklärung anbietet. Aufnahme finden die Ausgestoßene nur bei Großonkel Tomas.

Wie das Einverständnis zwischen Großeltern und Enkeln, so ist auch der Konflikt zwischen den Immigranten der ersten Generation, die an den Traditionen ihrer ursprünglichen Heimat festhalten, und ihren Nachkommen, die den Lebensstil und die Liberalität der neuen Gesellschaft übernehmen, fast schon ein klassisches Motiv. Ken Loachs Just a Kiss und Damien O’Donnells East is East erzählten anhand pakistanischer Einwanderer in Großbritannien ebenso davon wie Patricia Cardosos Real Women have Curves im Milieu der kalifornischen Latinos.

Klischees im Handlungsaufbau und der Figurenkonstellation fehlen nicht, aber diese Schwächen werden wettgemacht durch den unverstellten Blick auf Alltag und Milieu und die lockere, unprätentiöse Erzählweise. Tristesse und Zweifel an einem guten Ende kommen trotz der ernsten Thematik kaum auf, denn aufgepeppt mit viel Musik und getragen von natürlich agierenden, unverbrauchten Schauspielern sprüht dieses ebenso warmherzige wie leicht konsumierbare, manchem vielleicht allerdings zu oberflächliche Feelgood-Movie durchgehend vor Frische und Vitalität.