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Schwedisch für Fortgeschrittene

| Ernst Pohn |

Zwei Frauen um die vierzig freunden sich an und entdecken gemeinsam ihre Lebenslust von neuem.

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Unlängst beschäftigte sich die österreichische Regisseurin Sabine Derflinger mit der Generation 40+ und nahm diese in 42 Plus explizit mit in den Filmtitel. Auch diese schwedische Komödie handelt von Vertreterinnen einer Frauengeneration, die die erste Hälfte ihres Lebens bereits hinter sich haben, jedoch weiterhin ihr Bedürfnis nach Lebenslust stillen möchten – die eine ganz bewusst, die andere nur sehr zögerlich.

Elisabeth und Gudrun sind beide Mitte vierzig, leben von ihren Männern getrennt und haben erwachsene Kinder. Durch Zufall treffen sie mehrmals aufeinander und so entwickelt sich zwischen ihnen eine engere Freundschaft, trotz der großen charakterlichen Unterschiede. Hier Elisabeth, die erfolgreiche Gynäkologin, selbstbewusst und energiegeladen, dort die spröde, ja langweilige Gudrun, die als Parksheriff ihr Geld verdient. Elisabeth stellt schon in der ersten Szene ihr Temperament zur Schau, mit dem sie als Motor des weiblichen Zweiergespanns nicht nur die Zuseher, sondern auch die resignierende Gudrun mitreißt. Die gemeinsamen Aktivitäten der beiden konzentrieren sich später vor allem auf Besuche im „Heartbreak Hotel“, einem Club, in den sie regelmäßig zum Tanzen gehen, wo sie sich betrinken und junge Männer anmachen. Die zwei charakterlichen Gegenpole, die die beiden Frauen bilden, sind zwar für die Dramaturgie des Films naturgemäß förderlich, bleiben jedoch zu eindimensional gestrickt. Außerhalb des Tanzclubs haben die beiden Frauen nur wenig gemeinsam und da auch die Chemie zwischen den Schauspielerinnen besser sein könnte, erscheint die Freundschaft etwas fraglich. Davon abgesehen behandelt der Film vor allem auch die Frage, inwieweit die Eskapaden der Frauen von der Gesellschaft ihres unmittelbaren Umfeldes toleriert werden. Die beiden verstoßen ja gegen noch immer bestehende Rollenvorstellungen, deren Erfüllung von Frauen dieser Generation erwartet wird. Und es sind sogar die eigenen Kinder, die ihre Mütter in die Schranken weisen. So zeigt Heartbreak Hotel recht unterhaltsam und mit Witz das gesellschaftliche Spannungsfeld, in dem die beiden Frauen für ihre Lebenslust kämpfen müssen. Etwas mehr Tiefgang oder Pep, je nachdem, hätte dem Film aber sicher gut getan.