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Midsummer Madness

| Günter Pscheider |

Skurriler Episodenfilm über die Suche nach Liebe in einer lettischen Mittsommernacht.

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In fünf sehr lose miteinander verbundenen Episoden lässt der aus Riga stammende Alexander Hahn diverse Ausländer auf der Suche nach Liebe und sich selbst durch die Johannisnacht in Lettland stolpern. Ein steifer Amerikaner sucht mit Hilfe eines philosophischen Taxifahrers seine ihm unbekannte Halbschwester, ein aalglatter Aalhändler versucht mit Hilfe von Alkohol und schönen Frauen, zwei Geschäftsmänner übers Ohr zu hauen, eine sexsüchtige Stewardess stellt ihren xenophoben Eltern ihren japanischen Freund vor, zwei britische Feuerwehrmänner springen mit ihren lettischen Kollegen übers Feuer, und eine französische Dichterin reist mit ihrem Bodyguard, der Asche ihres verstorbenen Mannes und einem poetischen Bestattungsunternehmer nach Litauen auf den berühmten Kreuzhügel. Der Alkohol fließt überall in Strömen, und die Gefühle geraten außer Kontrolle.

Obwohl die Produzenten den Euromix-Vorwurf entschieden zurückweisen, müssten sie sich eigentlich selbst die Frage gestellt haben, was diese Geschichten miteinander zu tun haben, außer dass sie in einem Land innerhalb einer Nacht spielen und irgendwie von Liebe handeln. Mit einem näher zusammen rückenden Europa hat das Ganze schon gar nichts zu tun, die Charaktere erschöpfen sich in Klischees von fußballverrückten Engländern oder ätherischen Französinnen. Eine dramaturgisch sinnvolle Entwicklung sucht man ebenso wie Charaktereigenschaften, die einem das Mitfühlen mit den Figuren ermöglichen würden, vergebens in dieser Ansammlung von Kurzgeschichten mit einigen durchaus gelungenen One-Linern. Die einzige wirklich erzählenswerte Story mit einem Ansatz von emotionalem Tiefgang und einer angedeuteten Charakterentwicklung vom korrekten US–Amerikaner zum lässigen Letten kommt zu langsam in Fahrt und wird viel zu schnell und zu unglaubwürdig erzählt. Die Schauspieler versuchen ihr Bestes, den schablonenhaften Figuren Leben einzuhauchen: Roland Düringer wirkt als von Magic Mushrooms bedröhnter Edelprolet wie eine Karikatur seiner selbst, Maria de Medeiros darf wenig mehr von ihrer zweifellos vorhandenen Schauspielkunst zeigen als ihre seelenvollen Augen, einzig Dominique Pinon zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht, einfach, weil er haargenau so aussieht wie Jean Paul Belmondo. Alexander Hahn zeigt Talent für skurrile Situationskomik, aber diese allein reicht bei weitem nicht aus, das Publikum nach der Einführung der Protagonisten weiter für deren Schicksal zu interessieren.