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Geliebte Jane / Becoming Jane

Filmkritik

Geliebte Jane

| Julia Kopetzky |

Austen in love. Einer unglücklichen Romanze im fiktiven „wahren“ Leben von Jane Austen verdankt die Weltliteratur eine ihrer schönsten Liebesgeschichten.

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Über ihr Leben sind nur wenige Fakten bekannt, mit dem Schicksal ihrer Heldinnen sind hingegen Millionen von Lesern bestens vertraut. Die Rede ist von Jane Austen, deren Werke neben jenen von William Shakespeare zu den meistverfilmten der Literaturgeschichte zählen. Wie schon in Shakespeare in Love ein fiktionales biografisches Ereignis der Entstehung von Shakespeares berühmtester Liebesgeschichte zu Grunde gelegt wird, so wird in Becoming Jane basierend auf einigen historischen Tatsachen die Entstehungsgeschichte von Austens Schlüsselroman Pride and Predjudice erzählt – wie sie sich ereignen hätte können.

Wahr ist, dass Jane Austen mit ihren sechs Geschwistern im ländlichen Hampshire aufwuchs und dass sie dort Weihnachten 1795 Tom Lefroy, einem irischen Jurastudenten, begegnete. Die tragische Liebesgeschichte der beiden, alle Ereignisse und Verwicklungen, die die junge Jane schließlich zu ihren Büchern inspirieren, sind jedoch frei erfunden. Nicht die historisch belegbaren biografischen Eckdaten sind wesentlich, sondern anhand der von ihr geschaffenen Romanfiguren versuchen sich die Drehbuchautoren Sarah Williams und Kevin Hood an die Person Jane Austen heranzutasten. Auf diese Weise kommen sie der Realität vielleicht sogar näher als durch Recherche in Archiven. Lizzi Bennet – so die Annahme – ist Austens literarisches Alter Ego, der die Autorin, anders als im wahren Leben, ein Happy End zugesteht.

Die Parallelen zu Pride and Prejudice bei Figuren und Plot sind beabsichtigt und immanenter Teil der Handlung. Es ist ein mutiges Unterfangen, sich an Austens Meisterwerk zu messen, das jedoch über weite Strecken nicht zuletzt dank der hervorragenden Besetzung gut gelingt. Allen voran die US-Amerikanerin Anne Hathaway, die die britische Dichterikone als leidenschaftliche, liebenswerte und lebenshungrige Frau darstellt. Aber auch James McAvoy als draufgängerischer Tom Lefroy – der mehr der Figur des Willoughby in Austens Sense and Sensibility ähnelt als Darcy aus Pride and Prejudice – ist sehenswert. Mit Julie Walters und Maggie Smith setzt Regisseur Julian Jarrold in den Nebenrollen auf bewährte britische Schauspielgrößen. Auch sonst vermeidet Jarrolds Inszenierung jegliches Risiko und zeigt alle genretypischen Versatzstücke – von der pittoresken englischen Landschaft, den imposanten Herrenhäusern, romantischen Empirekostüme bis hin zum Tanz am Dorfball. Das mag Cineasten ein wenig kalkuliert erscheinen, Fans des Genres wird es nicht stören.