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Elizabeth: Das goldene Königreich / Elizabeth: The Golden Age

Elizabeth: Das goldene Königreich

Elizabeth: Das goldene Königreich

| Thomas Abeltshauser |

Cate Blanchett schlüpft ein zweites Mal in die Rolle, mit der sie vor neun Jahren ihre Weltkarriere begründete.

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Shekhar Kapurs Biopic Elizabeth von 1998 war ein Moment gegenseitiger Ikonisierung: Durch die Darstellung wurde die englische Königin (1533–1603) im popkulturellen Gedächtnis unsterblich und inthronisierte die damals weitgehend unbekannte Cate Blanchett als Herrscherin des Arthousekinos. Die Geschichte des Aufstiegs der protestantischen Tochter von Heinrich VIII. und seiner zweiten Ehefrau Anna Boleyn vom Kerker zum englischen Thron und die „Entdeckung“ eines einzigartigen Talents ergaben die magische Kombination, aus denen das Kino seine Träume baut.

Ein Merkmal von Ikonen ist, dass sie nur schwer zu stürzen sind. Angekratzt werden können sie dagegen durchaus. Als ein solcher Fall muss leider die zweite Zusammenarbeit zwischen Kapur und Blanchett gewertet werden, in der sie sich neun Jahre später mit der mittleren Periode von Elizabeths Regentschaft, dem so genannten „Goldenen Zeitalter“, beschäftigen. Wie eine Ikone wirkt Elizabeth mit ihrem weiß gepudertem Antlitz und der Perücke im Film selbst: steif und scheinbar emotionslos. Der Machtkampf hat seine Spuren hinterlassen. Der eigentliche Krieg, den sie nun führen muss, ist weniger gegen die feindlichen Lager im In- und Ausland, die Armada des spanischen Königs Phillip II. und Elizabeths katholische Cousine Maria Stuart, Königin von Schottland. Sie muss vor allem ihre eigene Unschuld verteidigen, die sexuelle. Als Sir Walter Raleigh (Clive Owen) seinen Mantel über eine schlammige Stelle wirft, damit die Königin trockenen Fußes auf die andere Seite gelangt, ist ihr Herz entflammt. Zur Erhaltung der Macht glaubt sie jedoch, sich keine Schwäche erlauben zu dürfen und zieht ihre Konsequenzen. Blanchett spielt ihre Rolle mit Lust an der Grenze zur Camp-Performance.

Die politischen Machenschaften sind historisch meist wenig akkurat, bisweilen schlicht falsch. Ein Vorwurf, der bereits beim Vorgänger geäußert wurde. Elizabeth: The Golden Age ist eher royales Märchen in grandiosen Kostümen als ein ernstzunehmender Historienfilm. Geschichte als opulent ausgestattete Seifenoper. Aber große Geschichtsepen sagen meist weniger über die Zeit aus, in der sie spielen als über die, in der sie entstanden sind. Und so ist auch Elizabeth mit seinem brachialen Bild der spanischen Gotteskrieger, die England mit einem heiligen Krieg bedrohen, vor allem eine Reflexion über die Kulturkriege unserer Gegenwart. Und unsere Faszination für Ikonen.