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Keinohrhasen

Filmkritik

Keinohrhasen

| Dieter Oßwald |

Wortwitzige Beziehungskomödie mit Anflügen von Medienkritik.

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„Na, kleiner Mann?“, amüsiert sich Wladimir Klitschko, als der Klatschreporter direkt vom Glasdach auf seine feierliche Festtafel in einem Berliner Luxushotel klatscht. Gerade als er Yvonne Catterfeld einen Antrag machen wollte, bricht der stadtbekannte Paparazzo als unfreiwilliger Partygast durchs Dach. Boxer und Sängerin spielen sich selbst, den Prominenten-Jäger indes verkörpert Til Schweiger alias Reporter Ludo. Doch dem missglückten Klitschko-Coup folgen juristische Konsequenzen: Der stadtbekannte Ladykiller Ludo muss 300 Sozialstunden in einem Kinderhort ableisten. Nun prallt zusammen, was nicht zusammengehört. Wären die netten  Kinder nicht schon Strafe genug für den Berufs-Zyniker, ist Hortleiterin Anna (Nora Tschirner) auch noch eine ehemalige Schulkollegin, die Ludo schon damals immer gehänselt hatte. Fieser Angeber trifft verklemmte Feministin, das geht gar nicht? Keine Sorge, was nicht passt, wird passend gemacht.

Was nach Standard-Klamotte voller Klischees vom Kinowühltisch klingen mag, entpuppt sich alsbald als überaus amüsantes Liebeskarussell im Vergnügungspark verunglückter Beziehungen – die kurz vor Torschluss natürlich noch allesamt glücklich enden. Dass der Comedy-Kuchen so luftig leicht gelingt, liegt an den guten Zutaten und dem bewährten Rezept: Man nehme exzellente Schauspieler und rühre reichlich Gastauftritt-Rosinen unter. Man gebe dann den beiden Helden einen besten Kumpel bei, der immer wieder die richtige Dosis Situationskomik aufkommen lässt. Als Geschmacksverstärker werden witzige Dialoge und ein paar kleine Prisen Kalauer eingestreut. Wer hätte je gedacht, dass Matthias Schweighöfer oder Nora Tschirner ein derart komödiantisches Talent entwickeln würden?

Til Schweiger bewältigt lässig leinwandpräsent, spielfreudig und sichtlich entspannt seine Mehrfachfunktionen als Koautor, Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller. „Der ist doch nur ein Unterwäschemodell, mehr ist das auch nicht“, hat sich Schweiger als Beschreibung des von ihm gespielten Charakters im Drehbuch selbstironisch ausgedacht. Dass ihm das Ende ein klein wenig zu sehr in die Länge geraten ist, kann man als kleinen Schönheitsfehler abbuchen. Spritzige Dialoge, gutes Timing, starke Schauspieler und jede Menge Ironie entschädigen reichlich. Und schließlich sind selbst die Hasen nicht alle hasenrein – wie es der Titel ja bereits verrät …