Der Nebel

| Jörg Schiffauer |

Frank Darabont taucht erneut in die Schreckenswelten von Stephen King ein.

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Mit seinen Horror-, Fantasy- und Mysterygeschichten ist der Mann schon seit knapp drei Jahrzehnten Stammgast auf allen internationalen Bestsellerlisten und eine feste Größe der Populärkultur, doch die zahlreichen Versuche, Stephen Kings Bücher filmisch umzusetzen, waren in den allermeisten Fälle reichlich durchwachsene Angelegenheiten. Gelungene Adaptionen, wie David Cronenbergs The Dead Zone blieben die absolute Ausnahme, das Spektrum der Fehlschläge reicht von ehrenvollen Niederlagen (Christine), über aufwändig produzierte Verirrungen (Dreamcatcher) bis hin zu miesen Exploitationfilmen, die nicht viel mehr als den Titel der literarischen Vorlage ausschlachteten (The Lawnmower Man). Mittlerweile scheint Stephen King in Hollywood jedoch mit Frank Darabont einen soliden Verwalter seines Oeuvres gefunden zu haben. Darabont, dem mit The Shawshank Redemption eine sehr gute und mit The Green Mile eine passable King-Verfilmung gelungen war, hat nun mit The Mist eine weitere mehr als respektable Adaption in Szene gesetzt.

Der Plot um die Einwohner einer Kleinstadt, die sich vor einer Horde bizarrer Monster (die „aussahen, wie eines der Geschöpfe aus einem Gemälde von Hieronymus Bosch“, um den Horrorkönig selbst zu zitieren), die eine undurchdringliche, mysteriöse Nebelbank mit sich bringt, in den örtlichen Supermarkt flüchten müssen, beinhaltet etliche der für Stephen King so typischen Motive, wie die unerklärliche Bedrohung, die, in welcher Gestalt auch immer, über den Alltag hereinbricht und die betroffenen Charaktere mit ihren Urängsten konfrontiert. Regisseur  Darabont widersteht klugerweise der Versuchung, tief und ausgiebig  in die digitale Zauberkiste zu greifen, um spektakuläre Schreckgestalten zu generieren, seine Inszenierung fokussiert vielmehr auf den psychischen Ausnahmezustand, dem die Protagonisten ausgesetzt sind und lässt dabei der Imagination des Zuschauers immer noch genügend Spielraum, um eigene, tief sitzende Ängste hervorzulocken. Wie auch bei seinen beiden vorangegangenen King-Adaptionen orientiert sich Frank Darabont auch bei The Mist recht eng, streckenweise sogar detailgenau, an der Buchvorlage, ohne aber darauf zu vergessen, seiner Inszenierung eine eigene, erzählerische Identität zu verleihen. Das Resultat, ein Stück von grundsolidem Genrekino, schlägt auf jeden Fall viele andere Stephen-King-Verfilmungen um etliche Längen.