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Wanted

Wanted

| Alexandra Seitz |

Ein mit russischen Fantasy-Blockbustern zu Ruhm gekommener Kasache plündert die größte Erfindung der Brüder Wachowski.

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Mit den beiden im Moskau der Gegenwart angesiedelten und aufwändig in Szene gesetzten Vampir-Filmen Wächter der Nacht und Wächter des Tages hat Timur Bekmambetov 2004 und 2006 für einiges Aufsehen gesorgt. Das ist auch Hollywood nicht entgangen, und so gibt Bekmambetov nun mit Wanted sein US-Debüt. Die Besetzungsliste lässt dabei James McAvoy und Angelina Jolie aufeinander treffen, und unwillkürlich denkt man: Wenn das mal gut geht – Jungs wie den frisst die Jolie doch zum Frühstück! Und in der Tat hat der unscheinbare Büroangestellte Wes wenig bis gar nichts zu melden, als er Fox das erste Mal begegnet. Auf der Flucht vor einem Bösewicht namens Cross, der plötzlich in einem Supermarkt um sich schießt, schleift sie ihn hinter sich her. Warum? Wieso? Wozu das alles? Kaum hat Wes Zeit, sich das zu fragen, da steckt er auch schon bis über beide Ohren in einer Geheimverschwörung, deren Wurzeln bis in die tiefsten mythischen Urzeiten zurückreichen.

Es stellt sich nämlich heraus, dass Wes nicht derjenige ist, der er glaubt zu sein, sondern der Sohn eines Super-Killers und Angehörigen einer Gilde, die im Auftrag des Schicksals höchstselbst handelt, das wiederum seine Botschaften mit Hilfe eines riesigen Webstuhls verkündet und dafür praktischerweise den binären Code verwendet. Auf diesem abgedrehten Niveau geht es weiter, Wes soll seinen Vater rächen und wird einer brutalen Ausbildung unterworfen. Bald schon schießt er nicht mehr nur die Flügel von unschuldigen Fliegen, sondern auch um Ecken herum. Den Meisterschuss auf eine Kreislaufbahn zu schicken, bleibt jedoch Fox vorbehalten, und dieser Schuss bildet den würdigen Abschluss eines kinetischen Hochgeschwindigkeits-Radau-Films, der sich um wenig mehr schert als Getöse in fantastischem Kontext. Einem Kontext, in dem sogar ein spektakuläres Zugunglück vergleichsweise harmlos erscheinen will gegen Tausende, mit einem Sprengstoff-Erdnussbutter-Gemisch voll gefressenen Ratten, die zur Vernichtung eines Gegners eingesetzt werden.

Timur Bekmambetov macht kein Hehl daraus,
dass nicht nur Gründzüge des Plots, sondern
auch einige Teile des visuellen Repertoires von Wanted dem Matrix-Universum der  Wachowski-Brüder entstammen. Bei der Gelegenheit fällt einem ein, dass man die Wahrscheinlichkeit und Schwerkraft links liegen lassenden Kunststücke der Neo-Truppe schon länger vermisst hat. Wie schön, dass endlich mal wieder einer etwas mit ihnen anzufangen weiß.