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Filmkritik

Der Ja-Sager

| Michael Ranze |

Jim Carrey versucht mit „Der Ja-Sager“, zu seinen komödiantischen Anfängen zurückzukehren.

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Ein Gefühl von Déjà-vu: 1997 spielte Jim Carrey in Liar, Liar einen Anwalt, der nicht lügen konnte. Diesmal spielt er einen Bankangestellten, der nicht „nein“ sagen kann. Dazwischen liegen zwölf Jahre – Jim Carrey ist älter geworden. Oder genauer: zu alt, um weiterhin so das Gesicht zu verziehen, wie es nur Jim Carrey verzieht. Yes Man hat darum zwei Probleme: Zum einen sind Bankangestellte, die zu jedem Kreditwunsch „ja“ sagen, dramaturgisch nicht so aufregend wie Anwälte, die gegen ihren Willen die Wahrheit sagen. Zum anderen ist ein Jim Carrey auf Sparflamme nicht der Carrey, den seine Fans lieben. Der Komiker – er wurde kürzlich 47 – ist notgedrungen an einem Wendepunkt seiner Karriere angelangt. Sein schiefes Gesicht, seine rollenden Augen, seine schlackernden Gliedmaßen haben ausgedient. Doch ob Yes Man mit seiner körperlosen Komik in die richtige Richtung weist, darf bezweifelt werden.

Carrey spielt in seinem neuen Film Carl. Ein Mann in der Krise, seit ihn seine Freundin vor drei Jahren verließ. Doch nun ist es vorbei mit Trübsal blasen: Carl gerät in einem Konferenzsaal in ein „Sag Ja!“-Seminar. Terence Stamp trichtert als barfuß laufender Guru den Zuhörern ein, dass sich ihr Leben radikal ändere, sagten sie zu allem „Ja“. Gefährlich, gefährlich. Denn als ein Obdachloser Carl um eine Mitfahrgelegenheit bittet, sagt er ja. Als derselbe Obdachlose ihn um all sein Geld bittet, sagt er ja. Als eine Internet-Werbung ihn fragt, ob er an einer persischen Dating-Börse teilnehmen wolle, sagt er ja. Der Witz soll dadurch entstehen, dass sich Carl, willenlos geworden, in Unwillen windet. Doch die Anhäufung kleiner Katastrophen, die aus der Zustimmung resultieren, birgt kaum komisches Potential. Mit einem dummen Spruch ist alles abgetan – Carreys mimische Mimikry kommt nicht zum Tragen.

Immerhin darf Carl ein hübsches Mädchen, Allison, kennen lernen, gespielt von Zooey Deschanel. Wunderschön und bezaubernd sieht sie aus, eine große Schauspielerin ist sie obendrein. Doch bevor man sich fragt, ob so eine tolle Frau im richtigen Leben wirklich auf so einen willenlosen Irren hereinfallen würde, macht Regisseur Peyton Reed einen Schritt zurück: Eine alte, zahnlose, aber noch sehr rüstige und vor allem sexbesessene Nachbarin fragt Carl, ob er nicht… Und mit einem Mal wünscht man sich, wenigstens einer der Beteiligten hätte – angesichts solch pubertärem Klamauks – „Nein“ gesagt.