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Unterkühltes Drama um einen Berufsausteiger und einen obsessiven Polizisten.

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Der Anfang von Peter Jaitz’ Diplomfilm an der Filmakademie Wien erinnert in seiner Präzision und Ökonomie stark an Christian Petzold: Ein gelangweilt dreinblickender Projektmanager wird von seinem Vorgesetzten für die harte Arbeit der letzten Zeit gelobt. Die nächste große Herausforderung steht schon an, doch inmitten der Glückwünsche steht der Mann, um den sich alles dreht, einfach auf und geht ohne ein Wort hinaus. Genau die entgegengesetzte Richtung beschreitet ein wegen brutaler Verhörmethoden suspendierter Polizist – er kann nicht von seiner Arbeit lassen. Die Lösung eines Falles wird zur Obsession, zum  einzigen Lebensinhalt. Diese zwei archetypischen Figuren, der rebellische Aussteiger (obwohl seine Rebellion ungemein passiv gegen die ganze Welt und sich selbst gerichtet ist) und die ambivalente Figur des einsamen Wolfes, der sich gegen das System stellt, weil dieses zu ineffizient gegen Unrecht vorgeht, werden spannend eingeführt.

Man schaut ihnen gerne eine Zeit lang zu, wie sie sich einerseits mürrisch treiben lassen und andererseits um Gerechtigkeit kämpfen. Nach etwa einer halben Stunde sind wir mit allen Facetten der Figuren vertraut, schön langsam sollte sich irgendeine Entwicklung, sei es auf der Handlungsebene oder wenigstens in den Charakteren selbst abzeichnen. Gut, unser wortkarger Verweigerer interessiert sich irgendwie (warum weiß man nicht so genau) für eine Filmstudentin, die einen Dokumentarfilm über ihn plant (warum auch immer). Aber diese Nebenhandlung hängt völlig in der Luft und dient wohl nur dazu, die langweiligen, autobiografisch motivierten Filmstudentenszenen zu rechtfertigen, die mit dem Rest des Films nichts zu tun haben. Nach dem erstklassigen ersten Akt verliert man völlig das Interesse an den eigentlich spannenden Figuren. So als hätte ein sadistischer Professor dem Regisseur folgende Aufgabe gestellt: Du musst ein interessantes Szenario mit parallelen Handlungssträngen entwickeln und nach einer halben Stunde, wenn die Zuschauer erwarten, dass es mit den Charakteren weitergeht, lässt du sie die restliche Zeit völlig auf der Stelle treten. Mit Hilfe einiger Klischeebilder simulierst du so etwas wie eine Handlung, aber nichts, was auch nur im Entferntesten spannend sein könnte. Es soll nur ja niemand sagen können, dass du irgendwelche in österreichischen Spielfilmproduktionen –  die vorgeben, sich mit realistischen Charakteren zu beschäftigen – verpönte dramaturgische Effekte nach US-amerikanischem Muster eingesetzt hast. Leider hat sich Peter Jaitz beinhart an diese absurden Vorgaben gehalten.