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Die nackte Wahrheit

| Harald Mühlbeyer |

Ein Macho gibt seiner Chefin Tipps in Beziehungsfragen – mit Kalamitäten ist dabei zu rechnen.

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Gegensätze ziehen sich an. Vor allem, wenn sie eigentlich gar nicht so richtig gegensätzlich sind, sondern nur ein wenig anders. Damit aber nicht alles zu glatt vonstatten geht und langweilig wird, werden in einem entsprechenden Plot Hindernisse in den Weg gestellt, die dann – möglichst komödiantisch – überwunden werden müssen. So finden auch hier die Protagonisten Abby und Mike erst über den Kampf zum Liebesspiel.

Abby (Katherine Heigl) ist von außen besehen ziemlich kompliziert: als Produzentin einer TV-Show effizient, lösungsorientiert, entscheidungsfreudig, dabei ein Kontrollfreak, bindungsunfähig und einsam. Im Inneren aber ist sie einfach gestrickt: Sie sehnt sich nach einem romantischen Märchenprinzen und steht sich dabei stets selbst im Weg. Mike (Gerard Butler) dagegen gibt sich nach außen hin als ganz simpler Mann, als Macho, für den Lustbefriedigung vor Liebe geht; im Inneren erweist er sich aber doch als komplexer, so kümmert er sich als Ersatzvater um seinen Neffen und lernt durch Abby an sich Seiten kennen, die er nie vermutet hätte. Die beiden stoßen zusammen, denn Abby ist Mikes Boss, und Mike verbreitet seine nackten Wahrheiten über Männer und Frauen im Frühstücksfernsehen – mit großem Quotenerfolg, und deshalb ist Abbys Zukunft von seiner Publikumswirksamkeit abhängig, auch wenn sie sein Gehabe hasst. Andererseits ist sie auch privat auf ihn angewiesen, denn seine einfachen Ansichten ebnen ihr, der Komplizierten, den Weg zum Traumprinzen, den sie sich erkoren hat. Womit ganz nebenbei auf lustige Weise die Emanzipationsbewegung desavouiert wird, aber in einer Romanze fragt man lieber nicht so genau nach.

Die offensiven, wenn auch nicht allzu aggressiven Sprüche von Mike finden ihre Entsprechung in der deutlichen sexuellen Sprache, derer sich der Film bedient, etwa wenn Abby ihrer Katze nachjagt und unversehens kopfüber vor einem Stück Männlichkeit hängt. Oder wenn ein verteufelter Vibrator Abby in Verzückung bringt, weil ein Kind mit der Fernbedienung spielt, und das ausgerechnet während eines Geschäftsessens. So nähern sich Macho und Romantikerin, Mars und Venus, Es und Über-Ich einander an: die Umwege zu ihrem Glück sind geradlinig inszeniert, mit vielen Wortgefechten, mit einigen komischen Situationen, mit eingängiger Vorhersehbarkeit, ohne störende Hintergründigkeit oder verwirrende anarchische Derbheiten: eine filmgewordene Bestätigung für jedes frisch verliebte Paar, dass es ganz bestimmt zusammenpasst.