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Hachiko

| Michael Ranze |

Lasse Hallströms Melodram beweist: Hundehasser haben auch nicht immer recht.

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Es ist gar nicht so einfach, über einen Film mit tierischem Titeldarsteller zu schreiben, ohne auf die üblichen Sprachklischees zu verfallen. „Der Hund ist des Menschen bester Freund“, oder, noch origineller, „Hollywood ist auf den Hund gekommen“ – Sätze, die das Denken vereinfachen und seit Marley & Me noch griffbereit in den Schubladen liegen. Doch schon da stimmten die Klischees zumindest ein bisschen. Eine wahre Geschichte zudem, und auch Hachiko, den japanischen Akita, hat es wirklich gegeben: Im Tokio der Zwanziger Jahre holte er sein Herrchen, einen Universitäts-Professor, jeden Abend zur selben Zeit vom Bahnhof ab. Auch als der Mann an einem Herzanfall stirbt, kehrte der Hund weiterhin Tag für Tag zum Bahnhof zurück – unglaubliche zehn Jahre lang. Seitdem wird Hachiko als Sinnbild für „reine“ Treue und bedingungslose Liebe von den Japanern verehrt, seine Geschichte wurde bereits 1987 unter dem Titel Hachiko monogatari von Seijiro Koyama verfilmt.

Vor diesem Hintergrund erzählt Lasse Hallström die Geschichte des Musikprofessors Parker Wilson (Richard Gere), dem auf dem Heimweg ein herrenloser Akita-Welpe zuläuft. Im Prolog haben wir bereits erfahren, wie der kleine Hund vom fernen Japan ins US-amerikanische Provinzkaff Bedridge geraten konnte. Keine Adresse, kein Halsband, kein Besitzer. So nimmt Parker ihn kurzerhand mit nach Hause – zum Unwillen seiner Frau Cate (Joan Allen). Parker beruhigt sie – gleich morgen bringe er das Tier zurück. Aber: Niemand scheint den Akita zu vermissen. Parker beschließt, ihn zu behalten und Hachiko zu nennen. Von nun an sind Herr und Hund ein Herz und eine Seele. Jeden Morgen begleitet Hachiko Parker zum Bahnhof und holt ihn abends wieder ab. Doch eines Tages steigt der Professor nicht wie gewohnt aus dem Zug.

Ein Schuft, wer hier keine Träne verdrückt. Hallström, mit seinen mitunter hausbackenen, viel zu korrekten und bedeutungsschwangeren Literaturverfilmungen weit entfernt von seinen sensiblen Anfängen (etwa mit Mein Leben als Hund), trifft hier den richtigen Ton: zurückhaltend, feinfühlig, gelassen, nie sentimental. Nie erliegt er der Versuchung, das Tier zu vermenschlichen – auch wenn die gelegentlichen Versuche, die Welt aus der Sicht Hachikos zu zeigen, etwas neckisch wirken. Richard Gere und Joan Allen verkörpern das Ehepaar mit beiläufiger Natürlichkeit – zwei, die schon einige Aufs und Abs hinter sich haben und sich blind verstehen. Parkers früher Tod wirkt darum umso grausamer.