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Whisky mit Wodka

| Gabriela Seidel-Hollaender |

Tragikomödie über das Filmemachen und einen alternden Star mit Alkoholproblem.

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Der Schauspieler Otto Kullberg (Henry Hübchen) ist ein gealterter Star mit einem Alkoholproblem. Während der Arbeit an dem Film „Tango zu dritt“ trinkt er heimlich und vermasselt einen Drehtag. Der Produzent beschließt, ihm eine Zweitbesetzung (Markus Hering als Arno) zur Seite zu stellen. Die Szenen werden zur Sicherheit doppelt gedreht, was den Trunkenbold bei der Stange halten soll. Natürlich führt dies zu Konkurrenz zwischen den Männern: Otto wird klar, dass er im Zweifel ersetzbar ist, und der jüngere Arno wittert eine Chance. Würde die Geschichte, die Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase inspiriert hat, nicht auf einer wahren Filmanekdote beruhen, man könnte sie für zu konstruiert halten. Die amourösen Beziehungen der Figuren im Film vermischen sich mit denen der Schauspieler, nicht jeder bekommt, was er begehrt, im Film genauso wenig wie auf dem Set. Andreas Dresen, bisher bekannt für Filme in einem alltäglichen Milieu (zuletzt Wolke 9), wechselt hier das Terrain. Das Flair der Zwanziger Jahre vor der Kulisse eines noblen Hotels an der Ostsee bietet sich an für Kinobilder par excellence. Dazu kommen Tango, Jazz und Blues, ein Musikmix, der an die Filme Woody Allens erinnert und der auch die Film-im-Film-Szenen mit der Situation am Set verbindet. Dresen hebt die Illusion des Films auf: Hinter den Kulissen ist vor den Kulissen. Die Schauspieler leiden wie die Figuren, die sie spielen, an der Zeit und der Vergänglichkeit und an verpassten Gelegenheiten. Andreas Dresen liebt seine Figuren und weiß, wie man Schauspieler inszeniert, das ist die Stärke des Films. Während seine vorherigen Werke einen Hang zum liebenswerten Soziorealismus, gespeist von unverdrossener Philantropie aufweisen, bleibt der Ton in Whisky mit Wodka leicht, mit perfektem Gespür für Timing und Komik. Die Dialoge sind brillant und auf den Punkt geschrieben. Corinna Harfouch ist selten so bei sich wie hier und Sylvester Groth gibt einen wunderbar gequälten Regisseur zwischen Narzisst und Psychologe. Henry Hübchen glänzt als alternder, desillusionierter Filmstar. Doch seine Figur dreht sich letztlich immer nur um die Frage, wie man eine Kollegin am besten rumkriegt oder doch noch an den nächsten Drink kommt, was auf Dauer ermüdend ist. Auch die pathetische Szene, in der er Rilkes Gedicht „Herbsttag“ rezitiert, ändert nicht viel an diesem Eindruck. Whisky und Wodka ist ein leichter und melancholischer Film, dem jedoch das entscheidende Quäntchen Tiefgang fehlt, das er gebraucht hätte, um länger in Erinnerung zu bleiben.