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Küss den Frosch

| Alexandra Seitz |

Es war einmal … Disney öffnet die Pforten in ein verloren geglaubtes Märchenland.

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Back to the roots. Als Mitbegründer des Pixar Studios, dessen zur Gänze computergenerierter erster Langfilm Toy Story 1995 Schockwellen durch die Welt des Animationsfilms sandte, mag John Lasseter nicht ganz unschuldig gewesen sein an der Schließung zahlreicher Zeichentrickfilm-Abteilungen und der Entlassung hunderter Zeichner. Als Kreativ-Chef bei den Walt Disney and Pixar Animation Studios – eine Funktion, die er seit dem Zusammenschluss der beiden marktbeherrschenden Unternehmen 2006 inne hat – hat Lasseter jedoch sogleich die entschlossene Förderung der scheinbar bereits dem Untergang geweihten hohen Kunst des zweidimensionalen, handgezeichneten Animationsfilms verkündet. Eine Geste der Wiedergutmachung, einerseits. Andererseits aber auch das unmissverständliche Statement eines Mannes, der sein Handwerk nicht nur versteht, sondern der auch dessen Geschichte respektiert und dem die Bewahrung des Erbes und die Pflege von Traditionen nicht lästige Pflichten sind.

So kommt es also, dass Disney mit dem von Lasseter produzierten The Princess and the Frog pünktlich zur Weihnachtszeit (natürlich kommt mit dem Film auch ein Haufen Merchandising-Produkte auf den Markt) die, so der Pressetext, „triumphale Rückkehr zur klassischen handgezeichneten Animation“ feiert. Triumphal? Nun ja, fast. Jedenfalls ist diese Variation auf das Märchen vom Froschkönig – entstanden unter der Regie des eingespielten Teams Ron Clements und John Musker, die auch für The Great Mouse Detective, The Little Mermaid, Aladdin, Hercules und Treasure Planet verantwortlich zeichnen – auf eine derart hinreißende Weise altmodisch, dass es einem mitunter die Tränen der Rührung in die Augen treibt.

Vor allem visuell ist die Rückbesinnung auf gute alte Zeiten ein Gewinn; und der Umstand, dass sich die Animatoren von den beiden Disney-Meisterwerken Lady and the Tramp (1955) und Bambi (1942) inspirieren ließen, um den Handlungsort New Orleans mit seinen umgebenden Sümpfen ins Bild zu setzen, beweist einmal mehr den ganzen Reichtum an Stimmungen, den klassische Zeichentrickfilmkunst einzufangen in der Lage ist. Inhaltlich jedoch gerät The Princess and the Frog, der immerhin, wie man sich bei Disney rühmt, die erste afroamerikanische Prinzessin zur Heldin hat (lange genug hat’s gedauert), mit seinen zahlreichen Südstaaten-Stereotypen gefährlich oft in die Nähe überkommener Klischees. Doch man kann das auch folgerichtig finden: retro eben.