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Surrogates

| Oliver Stangl |

Eine öde Zukunftsvision, der es an Spannung und Tiefgang mangelt

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In der nahen Zukunft sieht jeder gut aus, die Verbrechensrate ist niedrig, und Unfälle im Alltag sind so gut wie nicht mehr existent. Denn während das eigene, wahlweise kranke, alte oder fettleibige Selbst daheim im Kämmerlein liegt, zieht man mit einem Roboterkörper, dem übermenschliche Kräfte innewohnen – einem sogenannten Surrogate – durch die reale Welt. Sollte dieser Avatar doch mal eine Verletzung erleiden, kann man sich einfach einen neuen kaufen. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es auch, denn mittels einer Wunderwaffe begeht ein mysteriöser Attentäter bald Anschläge auf Surrogates, durch die die daheim gebliebenen Menschen mittels Rückkoppelungen auch gleich ins Jenseits befördert werden.

FBI-Ermittler Tom Greer (Bruce Willis), in dessen Ehe es seit dem Unfalltod des Sohnes kriselt, nimmt die Ermittlungen auf und gerät zwischen die Fronten – steckt jene Rebellengruppe dahinter, die sich gegen Surrogates ausspricht oder hat das Militär etwas mit der Sache zu tun? Die Ausgangslage des Films (der auf der Graphic Novel von Robert Venditti und Brett Weldele basiert) ist nicht unspannend und hätte, wenn schon nicht als grimmige Dystopie á la Fassbinders Welt am Draht, so doch als kurzweilige, zumindest partiell zum Denken anregende Sci-Fi-Action á la The Matrix funktionieren können. Unter Jonathan Mostows (Terminator 3: Rise of the Machines) Regie ist er freilich nur eins: öde. Weder die Figuren noch die Krimihandlung gewinnen an Kontur, interessante Themen wie die Diskrepanz von eigener Vergänglichkeit und perfektem Roboterkörper werden viel zu kurz angeschnitten. Die Szenen wirken gehetzt und sind teilweise dilettantisch geschnitten. Was hier an Science Fiction-Elementen eingesetzt wird („Wow, viele flache Monitore!“) hätte wohl schon in den frühen Neunziger Jahren kaum mehr jemanden hinter dem Ofen hervorgelockt, die Set-Ausleuchtung lässt an BBC-Produktionen der Achtziger Jahre denken, und die miesen Spezialeffekte sehen aus, als wäre CGI gerade erst erfunden worden. Dass die Surrogate-Körper bewusst künstlich aussehen, hätte noch als Kunstgriff durchgehen können, doch das wasserstoffblonde, scheinbar mit der Axt gescheitelte Toupet, das Bruce Willis hier tragen muss, sorgt bloß für unfreiwillige Komik. Willis, der mit diesem Film eigentlich ein Comeback feiern wollte, wirkt blass wie selten; angesichts des Drehbuchs überaus verständlich. Doch wer weiß, vielleicht hat er ja einfach ein Surrogate auf den Set geschickt und sich von der Gage einen netten Urlaub gegönnt.