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The Messenger

| Jörg Schiffauer |

Stilles Drama, das die psychologischen Langzeitfolgen des Irak-Krieges beeindruckend aufzeigt

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Sergeant Will Montgomery (Ben Foster) hat seinen Einsatz im Irak trotz einer Verwundung physisch einigermaßen heil überstanden, die letzten Monate seiner Dienstzeit möchte er eigentlich in Ruhe in den Vereinigten Staaten ableisten. Doch er wird dem Casualty Notification Team zugeteilt, dessen Aufgabe es ist, Angehörigen gefallener Soldaten die Todesnachrichten zu überbringen. Gemeinsam mit dem erfahrenen Offizier Tony Stone (Woody Harrelson) nimmt Will seinen Dienst auf. Das Prozedere muss dabei streng nach Vorschrift ablaufen, mehr Information als die dürre Todesnachricht darf nicht gegeben werden, Mitgefühl zu zeigen ist verboten, für die psychologische Unterstützung sind die Mitglieder des Casualty Notification Teams nicht zuständig. Und der Dienst erweist sich für den psychisch ohnehin angeschlagenen Will als große emotionale Belastung, muss er doch bei den Angehörigen der Gefallenen Zusammenbrüche, Weinkrämpfe und verzweifelte Aggression, die sich gegen die Überbringer der Todesnachrichten richtet, erleben. Nur eine junge Frau (Samantha Morton) nimmt den Tod ihres Mannes ungewöhnlich gefasst auf. Bald fühlt sich Will zu der Witwe hingezogen, was bei seinem Vorgesetzten Stone zunächst auf Unverständnis stößt.

Es kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, dass die Aufarbeitung des Irak-Kriegs endgültig Einzug in die Populärkultur gehalten hat. Filmisch fand diese Aufarbeitung bisher unter anderem in Form von Kriegserlebnissen vor Ort (Jarhead, The Hurt Locker), Verschwörungstheorien (In the Valley of Elah) oder Satiren (Men Who Stare at Goats) statt, The Messenger ergänzt dies um ein psychologisches Drama. Oren Movermans ruhige, betont unsentimentale Inszenierung macht die psychischen Deformationen, die der Irak-Krieg hinterlässt, auf fast schmerzhafte Art und Weise nachvollziehbar. Zunächst versuchen die beiden Protagonisten noch, sich hinter dem strikten militärischen Ritual, das sie beim Überbringen der Todesnachrichten ablaufen lassen,  zu verstecken, doch schon bald wird deutlich, dass dies keine erfolgreiche Strategie sein kann. Will, der selbst noch mit den psychischen Folgen seines Irak-Einsatzes fertig zu werden versucht, ist der erste, der sich nicht länger hinter falsches Pathos zurückziehen will, und auch der lang gediente Captain Stone muss sich eingestehen, dass ihm das Leid der Angehörigen zusetzt. The Messenger erzählt vielleicht nichts Neues über die fatalen Folgen des Krieges, doch dank eines brillant agierenden Schauspielerensembles tut er dies auf beeindruckende Weise.