Greenberg

Filmkritik

Greenberg

| Gabriela Seidel-Hollaender |

Mumblecore in L.A.: Midlifecrisis eines 40-Jährigen

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Eine fahrige junge Frau mit strähnigem Haar am Steuer. Sie fährt mit dem Auto durch Los Angeles, macht Besorgungen, kauft ein. Es ist Florence Marr (Greta Gerwig), die für die Familie Greenberg in Hollywood Hills das Mädchen für alles ist. Ihr Chef verreist mit seiner Familie und stattdessen kommt sein Bruder,

Roger Greenberg (Ben Stiller), aus New York als „House-sitter“. Er soll das Anwesen und den Hund Mahler hüten, und da er Tischler ist, hat er versprochen, auch eine Hundehütte zu zimmern. Roger ist eigentlich Musiker, doch mit einer Karriere hat es nicht geklappt. Gerade hat er einen Nervenzusammenbruch hinter sich und nun steht auch noch sein 41. Geburtstag vor der Tür. Eine Auszeit in L.A. kommt ihm gerade recht, er kann sich dem Nichtstun hingeben und seine alten Freunde treffen. Doch Roger ist ein neurotischer, egozentrischer Pedant mit dem obsessiven Hang zum Schreiben von Beschwerdebriefen, also eigentlich unausstehlich. Der Kontakt zu seinen alten Freunden will sich deshalb auch nicht so recht einstellen und so verbringt Roger stattdessen immer mehr Zeit mit Florence, deren Fahrdienste er beansprucht. Aus schwer nachvollziehbaren Gründen findet sie Greenberg interessant, auch wenn er sie noch so oft mit seiner uncharmanten Art vor den Kopf stößt. Vielleicht mag sie ihn weil sie genauso unentschieden ist wie er und nicht so recht weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Und so entwickelt sich eine eigenartige Romanze zwischen den beiden.

Noah Baumbach, der sich mit The Squid and the Whale einen Namen machte, zeichnet mit Greenberg das Porträt eines nörgelnden Misanthropen, der sich in einer ersten Midlifecrisis befindet. Oder ist es eine Dauerkrise? So sehr die Figur auch treffsicher und auf staubtrockene Weise gnadenlose Wahrheiten ausspuckt, so wenig ist man doch gewillt, sich dies 107 Minuten lang und fast ohne Entwicklung anzusehen. Man versteht recht schnell, was Greenberg für ein Typ ist und welche Probleme er nicht zu lösen versucht. Ben Stiller stellt ihn mit bemerkenswerter Ernsthaftigkeit und Präzision dar. Interessanter wäre es gewesen, der Figur von Florence mehr Raum zu geben. Greta Gerwig schaut man gerne zu, wenn sie sich – mit sich selbst und ihrer Situation hadernd – durch den Film laviert. Und man wünscht ihr unbedingt mehr Selbstbewusstsein. Greenberg will komisch sein, ist aber stattdessen lang und traurig.