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Ausnahmesituation / Extraordinary Measures

Filmkritik

Ausnahmesituation

| Ralph Umard |

Ein Familienvater will um jeden Preis ein Heilmittel für seine todkranken Kinder entwickeln lassen.

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Ein Liebe und Verständnis ausstrahlender Ehemann, ein adrette Ehefrau, ein niedliches Söhnchen und seine wackere Schwester: eine Familie wie aus einem Werbefilm für Frühstücksmargarine – doch sie ist alles andere als glücklich, denn die Kinder sind todkrank. Sie leiden an einem Gendefekt, eine nach dem holländischen Pathologen Johannes C. Pompe benannte Form von Glykogenose. Die Pompe-Krankheit ist extrem selten, tritt bei Kindern meist schon bald nach der Geburt auf, viele sterben, bevor sie das zweite Lebensjahr erreichen. Zu den Symptomen zählen abnorme Vergrößerungen des Herzens und der Zunge sowie Funktionsstörungen der Muskulatur. Die Tochter der Familie Crowley kann sich nur mit Hilfe eines Rollstuhls mit Motor fortbewegen.

Der dynamische Vater John Crowley (Brendan Fraser) gehört zu den Menschen, bei denen der traditionelle Glaube an die Religion durch den Glauben an die Wissenschaft ersetzt wurde. Und so findet er sich nicht mit dem Schicksal eines frühen Todes seiner Kinder ab, sondern sucht einen renommierten Wissenschafter auf, der die Entwicklung eines Heilmittels gegen die heimtückische Krankheit für möglich hält. Zunächst winkt der etwas verschrobene Forscher Dr. Robert Stonehill  (Harrison Ford) ab, denn er glaubt nicht, dass die für eine Entwicklung notwendigen Multimillionen-Beträge aufgebracht werden können. Doch John Crowley lässt nicht locker, er ist der Typ Mann, der Bewohnern einer tropischen Insel auch noch eine Zentralheizung verkaufen könnte. Und tatsächlich gelingt es ihm, Investoren für das Projekt zu finden und Stonehill als Leiter zu gewinnen.

Das Skript für Extraordinary Measures basiert auf dem Buch „The Cure“ der Journalistin Geeta Anand, die darin die reale Geschichte der Familie Crowley aufgearbeitet hat. Die Inszenierung von Regisseur Tom Vaughn ist konventionell und nicht frei von Klischees, von der Ästhetik her eher ein Fernsehdrama aus der Sparte True Story. Die Spannungsdramaturgie entspricht dem Prinzip der tickenden Zeitbombe: Wird die Medizin rechtzeitig ein Medikament entwickeln, um das Leben der Kinder zu retten? Kritisch beleuchtet werden die kapitalistischen Denkweisen und Machenschaften in den Führungsetagen der Pharmaindustrie, wo es nicht um das Wohl der Menschen, sondern vor allem um den Profit geht.