Vergebung Stieg Larsson

Filmkritik

Vergebung

| Andreas Ungerböck |

Stieg Larssons packende „Millennium“-Trilogie findet auch auf der Leinwand ihren Abschluss.

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Das gesprengte Luftschloss – was für ein prächtiger Originaltitel, der gut den dritten Teil von Larssons Opus Magnum zusammenfasst. Hierzulande müssen wir uns mit „Vergebung“ begnügen, etwas, das zum turbulenten Finale dieses Reißers so gar nicht passen will. Und Vergebung gibt es sowieso keine.

Teil zwei endete mit einem veritablen Cliffhanger, und so startet Teil drei, der in der schwedischen Heimat erneut gut 800.000 Zuschauer in die Kinos lockte, mit vollem Karacho. Das Schicksal will es, dass die schwer verletzte Lisbeth und ihr böser Vater Alexander „Zala“ Zalatschenko sich im selben Krankenhaus befinden. Nun ist einerseits die Tochter in höchster Gefahr, weil sie und ihr Journalisten-Buddy Mikael Blomkvist zu viel Staub aufgewirbelt haben, aber auch für Zalatschenko, den ehemaligen russischen Profikiller, der zu den schwedischen Behörden übergelaufen ist, sieht die Sache nicht gut aus. Denn die im realen wie im kriminalliterarischen Schweden (siehe etwa die berühmten Romane von Sjöwall/Wahlöö) höchst umstrittene Säkerheitspolisen (Sicherheitspolizei), eine Art Staat im Staat, hat kein Interesse daran, dass Zalatschenko möglicherweise auspackt. Und so erhält „Zala“ einen Krankenbesuch der unangenehmen Sorte – von einem pensionierten Angehörigen der Säpo. Der Rest der zweieinhalb Stunden ist vollgepackt mit den Versuchen der Behörden, Lisbeth auch noch diesen Mord anzuhängen, wobei ihr ehemaliger Psychiater Dr. Teleborian, der sie als Kind systematisch drangsaliert hat, eine besonders üble Rolle spielt. Mikael Blomkvist versucht natürlich, die Öffentlichkeit vom Gegenteil zu überzeugen, wobei ihm seine Schwester, eine tüchtige Anwältin, zu Hilfe kommt, und woran ihn allerlei Versuche, ihm zu schaden bzw. ihn aus dem Verkehr zu ziehen, nicht hindern können, eine wilde Schießerei mit ex-jugoslawischen Killern in einem Restaurant mit eingerechnet.

Letztlich lösen sich alle erzählerischen gordischen Knoten, und allmählich wird verständlich, warum die verzweifelte Wut der Lisbeth Salander so groß wurde, wie sie ist. Manches andere wird – anders als in Larssons packenden Romanen – nicht so klar. Der verstorbene Autor hätte es sich wahrlich verdient, dass man sich seiner Arbeit mit mehr Sorgfalt gewidmet hätte. Das gilt vor allem für die löchrigen Drehbücher. Trotzdem sollte man den Erfolg der Filmtrilogie, der zeigt, wozu europäisches Kino auch imstande ist, nicht gering schätzen. Der erfolgreiche Export in zahlreiche Länder ist keine kleine Leistung. Auf die Hollywood-Variante (als Regisseur für den ersten Teil ist David Fincher im Gespräch) wird man hingegen, wie es aussieht, noch warten müssen.