Devil

| Axel Estein |

Satans Stockungen: wenig Platz für Distanzverlust in einem Fahrstuhl in die Unterwelt

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Sehr zum Ungemach von M. Night Shyamalan, der seine Karriere als Überflieger startete und sich gerne für besonders pfiffig hält, hat sich herumgesprochen, dass sein Name inzwischen weniger als Qualitätssiegel denn als Warnhinweis gilt. Wohl deshalb inszeniert er Devil, dessen Story er ausgebrütet hat, nicht selbst, sondern beschränkt sich auf die Produktion. Die praktische Umsetzung überlässt Shyamalan John Erick Dowdle.

Durch The Poughkeepsie Tapes (2007), einem der interessanteren Einträge in das Serialkiller- und Torture-Porn-Subgenre, sowie der werkgetreuen Nachgestaltung des enorm gruseligen spanischen Nackenhaarrasierers [REC] als Quarantine für den US-amerikanischen Markt, ist Dowdle in kleinem Kreis bekannt geworden. Er gilt als Spezialist für Raumangst, Hysterie und distanzreduzierende Point-of-View-Technik, die dem Zuschauer durch den Blick durchs Kameraobjektiv bzw. auf Monitore Echtzeit und Authentizität vorgaukelt.

Dass diese medialen Mätzchen von gleichzeitiger Simulation und Verlust von Unmittelbarkeit besonders Zuschauer faszinieren, deren Erleben immer stärker durch elektronische Medien konditioniert wird und deren Weltsicht reflektiert, ist klar. Wer sich in ahistorischen Gleichzeitigkeitskontexten und ohne Kenntnis der vom gedruckten Wort ausgehenden Faszination bewegt, der weiß nicht, dass dies keine postmoderne Erzähltechnik, sondern ein schon seit dem Beginn der Hochmoderne im frühen 19. Jahrhundert beliebter Topos ist (z. B. bei Edgar Allen Poe, einem Spezialisten der Faszination des Grauens).

Weder Shyamalans Story, die, wie sich herausstellen wird, um Schuld, Sühne und die Heimsuchung durch den Leibhaftigen kreist, noch Dowdles Umsetzung bringen Neues: Sicherheits- und Rettungskräfte bemühen sich um eine Hand voll Menschen, die in einem Fahrstuhl stecken geblieben sind, haben durch gestörte Kommunikationswege aber nur unzureichenden Kontakt mit ihnen und müssen hilflos mit ansehen, wie die Eingeschlossenen auf unerklärliche Weise getötet werden. Zwar meistert der erfahrene Kameramann Tak Fujimoto (der auch schon mehrere Filme Shyamalans aufgenommen hat) souverän die schwierige Aufgabe, sich während der Hälfte der Spielzeit auf eine Raumfläche von rund vier Quadratmetern zu beschränken. Doch die Schwäche des Films ist das Unvermögen, sein zentrales Anliegen, die zunehmende Panik der Gefangenen, auf die Zuschauer zu übertragen. Stattdessen verfängt Devil sich in der konventionellen Wiederholungsschleife seines minimalistischen Protagonisten-Dezimierungs-Plots.