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Gemma Arterton - Immer Drama um Tamara
Immer Drama um Tamara

Immer Drama um Tamara

| Walter Gasperi |

Eine aufregende junge Frau sorgt in Stephen Frears’ Comic-Verfilmung in der idyllischen Provinz für Turbulenzen.

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Stephen Frears erfindet sich mit jedem Film neu, ist ein Wanderer zwischen den Welten, der in den Neunziger Jahren zwischen Großbritannien und den USA pendelte und mit praktisch jedem Film das Genre wechselt. Von der sozialrealistischen Komödie My Beautiful Laundrette bis zum Neo-Noir The Grifters, vom historischen Liebesdrama Dangerous Liaisons bis zum Post-Western Hi-Lo-Country und zum bissigen Blick auf das britische Königshaus in The Queen erstreckt sich die Bandbreite seines Werkes. Mit Tamara Drewe hat Frears nun erstmals einen Comic verfilmt und mit dem idyllischen Ewedown in der Grafschaft Dorset auch ein neues Milieu entdeckt. Hier spielten schon die Romane von Thomas Hardy und an dessen „Far from the Madding Crowd“ orientiert sich auch die Handlung von Posy Simmonds Comic-Serie, die ursprünglich in „The Guardian“ erschien. Ganz Frears ist diese Komödie freilich im liebevoll-bissigen Blick auf diese scheinbar heile Welt, in der bald die Gefühle und Intrigen überschwappen. Auslöser dafür ist Tamara Drewe, die als hässliches Entlein ihr Heimatdorf verließ und nach einer Nasenoperation als aufregende junge Frau zurückkehrt. Mit ihren langen Beinen, knappen Hotpants und rotem Top ist sie ein Blickfang, der Männer er- und sittenstrenge Frauen aufregt. Wunderbar sexy, sich ihrer Reize bewusst und diese gezielt einsetzend, ebenso verführerisch wie schelmisch wird diese erfolgreiche Kolumnistin vom Ex-Bond-Girl Gemma Arterton gespielt. Da erwacht von neuem die Liebe eines Jugendfreunds (Luke Evans), eines kernigen Naturburschen, der im Schriftsteller-Refugium Stonefield als Mädchen für alles für Ordnung sorgt. Und auch einen erfolgreichen Krimiautor und Herrn des Anwesens bringt Tamara gehörig auf Touren. Kontrapunkt zu diesem arroganten Mr. Hardiment (Roger Allam) ist ein beziehungsarmer und erfolgloser Amerikaner (Bill Camp), der sich mit einer Abhandlung über Thomas Hardy abmüht. Hinreißend karikiert Frears die beiden Schriftsteller und bringt bald auch noch einen Rockstar (Dominic Cooper) ins Spiel. Leichtfüßig, teilweise mit Splitscreen und Einblendungen von Erinnerungen den Stil von Comics kopierend, ist dieses turbulente und vom ganzen Ensemble mit viel Gusto gespielte Karussell der Gefühle und Beziehungen inszeniert. An Wortwitz und Situationskomik, bei der Frears auch vor Klamauk nicht zurückschreckt, fehlt es nicht, etwas unentschlossen wirkt Tamara Drewe allerdings im Pendeln zwischen romantischer Komödie und bissiger Satire.