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Black Brown White

Black Brown White

| Ines Ingerle |

Erwin Wagenhofer versucht sich bei seinem Spielfilmdebüt an einem brisanten Thema.

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Der Fernfahrer Peter alias Don Pedro (Fritz Karl) transportiert Gemüse. EU – Marokko und wieder retour. Dieser recht simpel, wenig reizvoll und eintönig erscheinende Job bekommt schlagartig einen ebenso aufregenden wie illegalen Aspekt, als Don Pedros Partner (Karl Markovics) – der nach einem Verkehrsunfall im Rollstuhl sitzt – ihn über die Details der nächsten Fahrt informiert. Das Transportunternehmen bringt nicht nur Lebensmittel über die Grenze, sondern auch Flüchtlinge. Diesmal soll Don Pedro wieder zwölf Afrikaner in seinem LKW voller Tomaten in ein besseres Leben schmuggeln. Eine davon ist Jackie (Clare-Hope Ashitey), die sich weigert, ihren kleinen Sohn Theo in das für Flüchtlinge vorgesehene Versteck einsperren zu lassen. Ein Umstand, der aus der Reise eine Odyssee werden lässt. Der erste Spielfilm von Erwin Wagenhofer weckt zu Beginn hohe Erwartungen. Die eindrucksvollen Bilder und stilvollen Einstellungen von Kameramann Martin Gschlacht erinnern an jene von Wagenhofers Dokumentarfilmen und faszinieren, Niño Joseles Score schafft die nötige Stimmung, die Geschichte an sich ist ambitioniert und birgt viel Potenzial – nicht zuletzt, weil sie ein brisantes Thema behandelt.

Doch leider kann Black Brown White den hochgesteckten  Zielen nicht gerecht werden. Die Dialoge wirken aufgesetzt und nicht sehr authentisch, zu häufig gibt es unglaubwürdige Momente und nicht nachvollziehbare Handlungsverläufe, zu sehr werden Klischees bedient. Die Sprache und Ausdrucksweise des jungen ukrainischen Kollegen Don Pedros beispielsweise ist so überzeichnet dargestellt, dass die Figur fast als eine Parodie auf Arbeiter mit Migrationshintergrund verstanden werden könnte. Ein interessanter Ansatz ist, die beiden Hauptcharaktere spiegelverkehrt zu zeichnen. Don Pedro hat außer seinen langen Haaren und dem Bart so gut wie gar nichts von einem harten, rauen und abgebrühten Trucker. Jackie hingegen trägt ungeheure Kraft und unbändigen Mut in sich. Sie berührt den zunächst eher lakonisch-resignativ erscheinenden Don Pedro mit ihrem starken Charakter und ihrem unbeugsamen Willen. Die Grenzen zwischen Schwarz und Weiß verschwimmen immer mehr, je länger Don Pedro, Jackie und Theo in diesem Lastwagen  sitzen, der einem roten Faden gleich durch die Landschaft zieht und den Zuschauer mit auf die Reise nimmt.

Es ist eine letzten Endes – vor allem dramaturgisch – nicht immer nachvollziehbare Reise, die leider trotz malerischer, meisterhaft aufgenommener Bilder keinen schönen Rhythmus zu generieren weiß und auch wenig Platz für Spannung lässt.