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Dickste Freunde

Dickste Freunde

| Alexandra Seitz |

„Halt’ dich aus meiner Ehe raus!“ – Hätte Ronny doch bloß auf die Frau seines besten Freundes gehört …

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Was tun, wenn man mitbekommt, dass die Frau des besten Freundes fremd geht? Soll man dem Freund reinen Wein einschenken? Auch, wenn der zugleich Partner in der gemeinsamen Firma ist und man gerade an einem superwichtigen Projekt mit knapp gesetzter Deadline arbeitet?

Ronny Valentine, der sich in Ron Howards The Dilemma in einem eben solchen, nämlich dem eben beschriebenen, wiederfindet, holt zur Lösung des Problems zunächst einmal die Meinungen Wildfremder ein. Sie fallen absehbar widersprüchlich aus und helfen nicht weiter. Erst recht nicht, da kaum einer der Befragten vergisst, Ronny das Schicksal des Überbringers schlechter Nachrichten in Erinnerung zu rufen: „Kill the messenger!“ Die eigene Freundin zieht der Best Buddy in Gewissensnöten übrigens nicht ins Vertrauen, was nicht nur ausgesprochen dumm ist, sondern im weiteren Verlauf der Handlung auch zu den Mainstream-üblichen Missverständnissen, Verwirrungen und Verwicklungen führen wird. Denn naturgemäß erregt Valentines verdruckstes Verhalten Verdacht und zieht einige drastisch peinliche Auftritte sowie mehrere schmerzhafte Zusammenstöße mit den am Dilemma beteilig- ten Männern nach sich. Außerdem wird viel herumgebrüllt.

The Dilemma ist ein seltsamer Film. Ein „chick flick“ für Hetero-Männer, in dessen Zentrum nicht lediglich eine tiefe, brüderliche Freundschaft steht. Vielmehr testet Howard das Konzept der „Bromance“(=brother+romance)-Beziehung, wie es seit paar Jahren im Hollywood-Kino en vogue ist, bis zur Belastungsgrenze aus und präpariert bei dieser Gelegenheit dessen Sollbruchstellen heraus. Die Frage, um die sich letztlich alles dreht, lautet: Was passiert, wenn der im Ausdruck von Gefühlen eher wenig geübte und im Allgemeinen auch unbeholfene Mann in eine Situation gerät, die sich zum einen aus komplexen Gefühlen zusammensetzt und zum anderen das Reden über weitere komplizierte Gefühle erfordert. Die Antwort: Der Mann fühlt sich überfordert und wird hysterisch.

Schön anzusehen ist das nicht. Zumal Vince Vaughn in der Rolle des Ronny Valentine jede Hemmung fahren lässt und seine massive physische Präsenz in die schmerzhaft verklemmten Posen des Heimlichtuers zwingt, nur um wenig später mit einer Aggressivität zu explodieren, die einen noch im Kinosessel in Deckung gehen lässt. Einen erfreulicheren Anblick und auch dramatisch differenzierteres Spiel bietet da Winona Ryder in der Rolle der Betrügerin. Wir haben sie vermisst.