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Der Adler der neunten Legion

Filmkritik

Der Adler der neunten Legion

| Alexandra Seitz |

„The Eagle“ greift nach „Gladiator“-Sternen – er greift zu kurz.

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Der – wie immer von Historikern angezweifelten – Legende nach verschwand die römische Legio Nona Hispana, die neunte spanische Legion, um das Jahr 117 herum hoch droben in Britanniens Norden, in der Region Kaledonien. Ihr Verlust habe den damaligen Kaiser Hadrian derart erzürnt, dass er eine Mauer bauen ließ, um die dort hausenden Eingeborenen künftig auf Distanz zu halten. Jenseits des Hadrianswalls begann eine unerforschte Welt, lagen unbekannte Drohungen und gefährliche Geheimnisse. Doch nicht nur tausende Soldaten verschwanden seinerzeit auf Nimmerwiedersehen, auch das Feldzeichen der Legion, ein protziger goldener Adler, ging verloren – so jedenfalls erzählt es Rosemary Sutcliff in ihrem 1954 erschienenen Abenteuerroman „The Eagle of the Ninth“, den Kevin Macdonald nunmehr als eher reaktionäres Sandalenepos verfilmt hat.

The Eagle dreht sich um die Bereinigung der Schande, die der Verlust des Adlers nicht nur über Rom gebracht hat, sondern auch über die Familie von Flavius Aquila, unter dessen Kommando die Neunte Legion damals in den Untergang marschierte. Flavius’ Sohn Marcus, seinerseits in Diensten der Armee, will die Ehre von Vater und Heimat wiederherstellen und lässt sich nach Britannien versetzen. Dort passiert sodann dieses und jenes, bis das goldene Trumm endlich gerüchteweise seinen ungefähren Aufenthaltsort preisgibt. Gemeinsam mit seinem Sklaven Esca macht sich Marcus auf den Weg in die Gefahrenzone, wo sodann Weiteres passiert, bis schließlich alles gut wird.

Eigentlich dreht sich die Geschichte um die Begegnung zweier Männer, deren Beziehung sich allmählich von einem Abhängigkeitsverhältnis in eine Freundschaft verwandelt. Weil aber mit Channing Tatum ein Darsteller mit überschaubarem schauspielerischen Potenzial den Marcus gibt und Jamie Bell sowieso immer viel zu gut gelaunt wirkt, daher in der Rolle Escas nicht richtig zur Geltung kommen kann, funktioniert diese Ebene der Handlung nicht. Was bleibt sind heldenhafte Männer, die, wenn sie nicht gerade heldenhafte Taten tun, Dialoge des Grauens sprechen. Frauen kommen im Übrigen gar nicht erst zu Wort, sondern müssen sich mit der Funktion des dekorativen Hintergrundelements begnügen. Einzig die wild-schroffen Drehorte in den Highlands und die ungezügelte Fantasie, mit der der räuberische Schotten-Clan als Indianerstamm neu imaginiert wurde, nehmen für The Eagle ein. Aber das ist zu wenig.