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Dennis Hopper

Dennis Hopper

Der Mann mit der Kamera

| Oliver Stangl |

Ein wunderschönes Buch feiert das fotografische Werk des Schauspielers, Regisseurs und Künstlers Dennis Hopper.

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Dennis Hopper (1936–2010) war ein Mann der Extreme, was neben lebensbedrohlichem Drogenkonsum in den Sechziger und Siebziger Jahren, fünf turbulenten Ehen und der Stimmabgabe für Reagan und Bush auch aus seiner Filmografie ersichtlich wird: Triumphalen Erfolgen wie der Regiearbeit Easy Rider (1969) und schauspielerischen Glanzleistungen in Blue Velvet (1986) oder Apocalypse Now (1979) stehen die Mitwirkung in Machwerken wie Waterworld (1995) oder Space Truckers (1996) gegen-über; bis kurz vor seinem Tod wechselten sich Rollen in Independent-Filmen mit Auftritten als Psychopath vom Dienst ab. Wer weiß, vielleicht tat er Letzteres bloß, um die Gage in die Kunst zu stecken. Denn die Kunst war das andere Betätigungsfeld, die große Leidenschaft Hoppers, der als Maler und Bildhauer reüssierte – und als Fotograf.

Hopper, der von James Dean zum Fotografieren inspiriert wurde, hatte die Kamera überall dabei, egal ob er gerade mit John Wayne und Dean Martin The Sons of Katie Elder (1965) drehte, mit Andy Warhol auf Partys abhing oder bogenschießende Frauen am Strand ablichtete. Dabei war es ihm auch hier wichtig, anders als die anderen zu sein: „Ich war ein zwanghafter Schöpfer, deshalb wurde die Fotografie mein kreatives Ventil. Ich verwendete Tri-X-Film – den damals niemand sonst gebrauchte –, weil ich mit so viel natürlichem Licht wie möglich arbeiten und alles ohne Blitz aufnehmen wollte … Ich machte Bilder in Schwarz-Weiß. Alle anderen fotografierten in Farbe“, erinnert sich der Hollywood-Rebell in dem bei Taschen erschienenen „Dennis Hopper – Photographs 1961–1967“. Nachdem der ursprünglich 2009 erschienene Band bisher nur als Limited Edition um 1.000 Euro respektive als Art Edition um 1.500 Euro erhältlich war (beide Versionen waren schnell vergriffen) gibt es das Buch nun auch um wohlfeile 50 Euro. Und das bedeutet nicht, dass es sich hier um eine Schmalspurvariante handelt – im Gegenteil, man sollte schon einen stabilen Tisch haben, der das ebenso riesige wie prächtig aufgemachte Buch auch trägt.

Die Fotografien, die der Kunstexperte Walter Hopps einmal als „kleine Filme“ bezeichnete, zeigen Berühmtheiten aus Kunst, Musik und Film ebenso wie Alltagsszenen aus dem amerikanischen Leben und zeugen vom besonderen Auge Hoppers – und von seiner Besessenheit: „Ich war immer ein nervöser Fotograf. Wenn es nichts zu fotografieren gab, knipste ich einfach irgendwelche Dinge. Besonders dann, wenn ich von einem Ort zum anderen fuhr, begann ich einfach aus dem Fenster zu fotografieren, weil ich es tun musste. Ich glaube auch, kein professioneller Fotograf zu sein, war eigentlich ein großer Segen, weil es mir gestattete, Dinge zu fotografieren, die professionelle Fotografen nicht aufnehmen würden oder die sie nicht ohne Scheinwerfer aufzunehmen versuchen würden“, wie Hopper im Buch schreibt. Und Galerist Tony Shafrazi analysiert: „Hoppers Fotografien sind Bildikonen eines dynamischen Amerika an einem entscheidenden Zeitpunkt von Umbruch und Veränderung, beeinflusst und aufgeladen mit Rebellion und Vitalität.“

„Dennis Hopper – Photographs 1961–1967“ ist nicht nur ein Buch über einen Schauspieler, der ein hervorragender Fotograf war, sondern auch ein Werk über Pop Art, die aufkommende Hippie-Szene, die Bürgerrechtsbewegung, über Drogenwahnsinn, Glamour und Filmarbeit. Ein Meisterwerk.