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Der Anfang und das Ende aller Dinge

Aun – Der Anfang und das Ende aller Dinge

| Günter Pscheider |

Assoziatives Bildergedicht über den Menschen in der Natur und die Natur des Menschen

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Der bildende Künstler und Filmemacher Edgar Honetschläger (Milk) hat sich in seinem ersten experimentellen Spielfilm nicht weit von seinen bisherigen Lieblingsthemen wie dem Verhältnis zwischen westlichen und östlichen Philosophien oder der Bedeutung von Ritualen im Alltag wegbewegt. Seine früheren, im weitesten Sinne dokumentarischen Arbeiten zeichneten sich durch eine gelungene Mischung aus Charme, Reflexion und Irritation aus, geblieben ist einzig die Irritation. Die Handlung selbst kann man nicht erzählen (ein unfreiwillig komischer Versuch findet sich auf der Website des Films) oder nachvollziehen, die Suche eines von Zahlen besessenen brasilianischen Wissenschaftlers und seiner schönen Frau nach dem Japaner Aun, der mit den mysteriösen Kräften der Natur in Einklang steht, gehorcht keinerlei dramaturgischen Konventionen.

Das ist in diesem Fall kein Unvermögen, sondern die Absicht des Regisseurs, dessen Ziel offensichtlich die Erschaffung eines Filmgedichts war, auf dessen durchaus gelungene Bilder man sich einlassen sollte, um sich in den metaphysischen Symbolismen verlieren zu können. In den wenigen für den Zuschauer (der mit den Texten von Claude Levi-Strauss, Clarice Lispector, dem italienischen Antroposophen Fosco Maraini, der japanischen Autorin Tawada Yoko oder dem Shintoismus nicht so vertraut ist) verständlichen Passagen geht es um die Dichotomie zwischen Mensch und Natur bzw. Wissenschaft und Spiritualität. Das könnte durchaus spannend sein, allerdings stellen die verloren wirkenden Schauspieler, die hölzernen Dialoge und die mangelnde Kohärenz des Gezeigten ein unüberwindliches Hindernis auf dem Weg zu einem tieferen Verständnis der vorgestellten Themen dar.

Wenn man schon in streng kadrierten Landschafts- und Naturaufnahmen schwelgen will, dann stören Elfen, die aussehen wie japanische Micky-Mäuse, mit Ameisen sprechende Menschen oder zusammenhanglose Yakuza-Kartenspiele nur bei der Konzentration. In Wirklichkeit versteht man einfach die unzähligen kulturellen und philosophischen Referenzen in diesem Werk nicht, das ist schon klar, aber wenn schon ambivalenter Naturmystizismus („Alles was der Mensch schafft, ist Natur“), dann gleich Koyaanisquatsi, der kommt ohne Dialoge und – hier leider fehlende – Gebrauchsanweisung aus.