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Sommer in Orange

| Alexandra Seitz |

Weder sonderlich berührende noch richtig komische Culture-Clash-Komödie, in der Urschrei auf Blasmusi trifft

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Wir schreiben das Jahr 1980. Eben war die Welt in Talbichl, idyllisch gelegen inmitten der bayrischen Provinz, noch in Ordnung. Dann aber lässt sich eine Sannyasin-WG aus dem alternativen Sündenpfuhl Berlin auf einem der Bauernhöfe nieder und geht daran, ausgerechnet hier ein Therapiezentrum aufzubauen. Vorbei ist es mit der Ruhe. Die Eingeborenen beobachten das Treiben der auf der Suche nach sich selbst nicht selten halbnackt herumlaufenden neuen Nachbarn mit Argwohn. Die Geschwister Lili und Fabian, deren Mutter Amrita vor lauter Selbstverwirklichung ihre Kinder aus den Augen verliert, beobachten argwöhnisch zurück. In der Folge kommt es zu Reibereien und Konflikten mannigfaltiger Art und Natur, schließlich zu einer zünftigen Schlägerei sowie zu einem Polizeieinsatz – und am Ende wird alles irgendwie gut.

Bauern treffen auf Esoteriker, Hinterwäldler auf G’spinnerte – wer sich da nicht auf die Schenkel klatscht, dass es nur so kracht, der hat keinen Humor. So oder so ähnlich muss Marcus H. Rosenmüller gedacht haben, als er sich mit Sommer in Orange an eine so genannte Culture Clash-Komödie machte. Allerdings unterschätzt er genau damit auch das Genre, denn per se ist das Aufeinandertreffen von christlich geprägtem Bauernvolk und meditationsorientierten Großstädtern noch nicht lustig. Und wird es auch nicht, indem man brav die Klischees und Vorurteile bebildert, die in den Köpfen der einen über die jeweils anderen herumspuken, und dieselben dann grob ins Lächerliche zieht.

Als richtiggehend problematisch aber erweist sich in Sommer in Orange die Gleichzeitigkeit zweier einander entgegen gesetzter Tonlagen: Während Rosenmüller die Erwachsenen als hysterisch überdrehte Knallchargen in Szene setzt, deren Probleme man im Grunde nicht ernst nehmen kann, behandelt er die Konflikte der beiden Kommunen-Kinder, die sich zwischen den unterschiedlichen Lebensentwürfen von Sektenmitgliedern und Dorfbewohnern nicht mehr zurecht finden, als existenzielle.

Über die einen soll man sich lustig machen, mit den anderen soll man Mitgefühl haben. Die einen fungieren als Schießbudenfiguren, die anderen fordern Identifikation. Das fügt sich nicht zusammen, langfristig zerreißt das ständige Hin und Her sogar den Film, ebenso wie es das Engagement des Zuschauers unterminiert. Und so geht Sommer in Orange zwischen Chargenstück und Charakterdrama schließlich in die Irre.