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Zwei an einem Tag

Filmkritik

Zwei an einem Tag

| Günter Pscheider |

Charmante romantische Komödie über ein Paar, das nicht zueinanderfindet

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Der Originaltitel One Day heißt nicht nur „ein Tag“, sondern auch „eines Tages“, diese dem Thema angemessene Ambivalenz kann man nicht so einfach ins Deutsche übersetzen, trotzdem hätte sich diese Bestsellerverfilmung einen originelleren Titel als Zwei an einem Tag verdient. Der Romanautor David Nicholls hat auch das Drehbuch geschrieben, was nicht immer ein Vorteil sein muss, übernimmt er doch den Unique Selling Point des Buches eins zu eins für den Film: Nach der Abschlussfeier an der Universität von Edinburgh landen die eher schüchterne, aber schlagfertige Emma und der Mädchenschwarm Dexter miteinander im Bett, aber sie schlafen nicht miteinander, obwohl es gewaltig funkt zwischen den beiden. Dafür werden sie in den nächsten zwanzig Jahren gute Freunde, kommen sich näher und entfernen sich voneinander.

Der Clou ist, dass wir das verhinderte Paar immer am selben Tag – dem St. Swithins Tag am 15. Juli – treffen und so mitverfolgen können, wie Dexter sein Potenzial als oberseichter Fernsehmoderator vergeudet und Emma ihren schriftstellerischen Ambitionen immer näher kommt, während ihr Liebesleben als unterdurchschnittlich bezeichnet werden kann. Dass der seine innere Leere mit Alkohol betäubende Dexter bei der Partnerwahl permanent danebenliegt, ist noch halbwegs nachvollziehbar, aber dass die auch mit wenig vorteilhaften Frisuren noch immer entzückende und als intelligent und einfühlsam gezeichnete Emma in all den Jahren niemanden anderen findet, in den sie sich wirklich verlieben kann, ist ein zu unglaubwürdiger Kniff, um diese mögliche Liebe am Köcheln zu halten. Wie überhaupt die erste halbe Stunde, in denen es zwischen der Idealistin und dem Pragmatiker ständig knistert, vor allem was die ironischen Dialoge betrifft, am besten funktioniert. Später steht dieses Konzept der mehr oder weniger zufälligen Begegnungen immer am gleichen Tag der Plausibilität, die notwendig ist, um sich wirklich in Figuren einfühlen zu können, eher im Wege.

Die Amerikanerin Anne Hathaway hat mit dem britischen Akzent wenig Probleme und vor allem die richtige Ausstrahlung, um nicht nur den ebenfalls gut gecasteten Jim Sturgess, sondern auch das Publikum die ganze Länge des Films und des Filmlebens zu interessieren. One Day hebt sich dank der vielen schön beobachteten Details, der ambivalenten Charaktere und der wenig formelhaften Umsetzung trotz einiger Schwächen angenehm von der Masse der vorhersehbaren
romantischen Komödien ab.