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Gianni und die Frauen

Gianni und die Frauen

Gianni und die Frauen / Gianni E Le Donne

| Ines Ingerle |

Gianni Di Gregorio gibt einen Einblick in die italienische Lebensart.

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Gianni (Gianni Di Gregorio) ist mit Ende 50 bereits seit einigen Jahren Pensionist. Gemeinsam mit seiner arbeitenden Frau und seiner studierenden Tochter lebt er in einer Wohnung in Rom und verbringt den Tag damit, Einkäufe zu erledigen, seinen Hund und den der Nachbarin Gassi zu führen, und sich um seine mittlerweile 95-jährige Mutter zu kümmern, die ihn wegen jeder Kleinigkeit in ihre Villa ruft. Frischer Wind muss her, beschließt sein Freund Alfonso und ermutigt ihn, sich wieder nach Damen umzusehen, eine Affäre zu haben und so einen zweiten Frühling zu erleben.  So täten es schließlich alle alten Männer, um in Schuss zu bleiben. Der Plan ist gut, doch die Umsetzung gestaltet sich schwieriger als erwartet. Gianni muss erkennen, dass er zwar immer noch ein Liebling der Frauen ist, ihn die jungen, attraktiven Damen aber nicht mehr, wie früher, als potenziellen Liebhaber, sondern eher als guten Kumpel, oder – noch schlimmer – als Großvaterersatz sehen.

Gianni und die Frauen ist ein netter, fröhlich-leichter Film. Angesiedelt in Taverne, einem auf der Leinwand selten gezeigten, kleinen Stadtteil im Herzen Roms, spiegelt er das italienische Leben und das alltägliche Treiben wider und schafft es, den Zuschauer in diese Welt zu integrieren. Italien-Liebhaber werden Gianni und die Frauen allein deshalb mögen. Man fühlt sich wohl, wenn man gemeinsam mit Gianni durch die Straßen schlendert, am Markt einkauft, oder mit den Hunden spazieren geht. Dabei empfindet man immer ein wenig Mitleid mit dem charmanten Gentleman, der für alle eine liebevolle, helfende Stütze ist, aber selbst – vor allem in Bezug auf Frauen – irgendwie auf der Strecke bleibt. Gianni Di Gregorio passt herrlich in diese Rolle. Mit seinen tiefen Tränensäcken und den kleinen, vom Alkohol gezeichneten Augen im Grunde optisch nicht gerade der ansprechendste Mann, schaut man ihm auf der Leinwand doch nur allzu gerne zu, begleitet ihn durch den Alltag und ist auf wundersame Weise magisch in seinen Bann gezogen.

Auch die restlichen Charaktere des Films besitzen diese Gabe. Die einzelnen Rollen sind mit weitgehend unbekannten Schauspielern besetzt, die alle ihre eigenen Namen tragen und im Grunde mehr oder minder sich selbst spielen dürfen. Das funktioniert wunderbar und gibt diesem Film den ganz besonderen, extra-authentischen Touch. Man schaut einfach gerne hin und lebt mit den Figuren mit – und so soll es im Kino schließlich sein.