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In the Land of Bood and Honey

In the Land of Blood and Honey

| Harald Mühlbeyer |

Engagiertes Regiedebüt von Angelina Jolie

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Angelina Jolie ist im Hauptberuf die – neben Jason Statham –  einzig ernstzunehmende Besetzung für Actionfilme. Sie ist der weibliche Part des letzten richtigen Klatschspalten-Glamourpaars. Und sie nimmt als Botschafterin für das UN-Flüchtlingshilfswerk den moralischen Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen sehr ernst. Deshalb ist sie nun auch Drehbuchautorin und Film-regisseurin geworden.

In the Land of Bood and Honey beginnt stark: Mit einem romantischen Rendezvous in einer Musikbar, einem verliebten Tanz zu zärtlicher Musik – und einer Bombenexplosion. Damit beginnt für  das Paar Ajla und Danijel der bosnische Bürgerkrieg, der sie auf verschiedene Seiten der Fronten verschlägt, sie ist muslimische Bosnierin, er serbischer Polizist. Wer sich gerade noch liebte, ist nun ein Feind. Wo diese Liebe bleibt in den Zeiten des Bruderkrieges, dieser Frage geht Angelina Jolie nach.

Dabei ist die Regisseurin Jolie sehr stilsicher, und auch hinreichend radikal, sie drehte mit lokalen Schauspielern auf bosnisch und spart nicht an Grausamkeiten, die die ethnischen Säuberungen in allen Details zeigen. In Zeiten von willkürlichen Sniper-Morden, Massenerschießungen, Vergewaltigungscamps, brutaler Folter und kaltblütigem Babymord lässt Jolie die zarten Triebe der Liebe sprießen zwischen Ajla, als Insassin eines Frauenlagers den serbische Soldaten für alles verfügbar, und Danijel, Kommandeur der Einheit, der sie liebt und schützt, soweit es geht. Die Ambivalenz dieser Liebe wird den ganzen Film über durchgehalten, was zu einigen dramaturgischen Längen führt: Ist sie Opportunismus, eine Überlebensstrategie – oder ist sie gar echt; dann wäre das Zusammensein zwischen Opfer und Täter recht pervers.

Man spürt Jolies Engagement für die Opfer des Krieges, in jeder Szene drückt sich die UN-Botschafterin aus. Doch wem das Herz voll ist, dem geht der Film über, und so drückt Jolie auf die Tube, bis alles hervorquillt. Blut und Honig, sprich: Hass und Liebe, Gewalt und Zärtlichkeit, Kuss und Pistole, Treue und Verrat liegen eng beieinander. Kopfschüsse wie in Schindler’s List, Sadismen grausigster Art, Sexualgewalt, Demütigungen – und nach einem Schnitt ein zärtlicher Liebesakt auf weißen Laken, die Erfüllung der Zweisamkeit, die in der Bar vor dem Krieg begonnen hatte. So werden Krieg und Melodram ins Prätentiöse gedrängt, und das Küssen und das Töten haben irgendwann denselben Wert des rein Äußerlichen.