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Das verflixte 3. Jahr

| Brigitte Auer |

Der zynische Romantiker Frédéric Beigebeder hat seinen semi-autobiografischen Roman verfilmt.

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Das erste Wort hat Charles Bukowski: „Love is a fog that burns with the first daylight of reality.“ Das eherne Gesetz vom „Happily Ever After“ der Romantikkomödie wird in Frédéric Beigbeders erstem Film also von Beginn an infrage gestellt. Denn die Liebe, so hat es der Popliterat, Fernsehshow-Moderator und ehemalige Werber Beigbeder wiederholt am eigenen Leib erfahren, hält nicht länger als drei Jahre. Als Exposition dieser These lässt die Titelsequenz die Beziehung von Anne und Marc in nostalgischer Super 8-Optik Revue passieren – von der frischen Verliebtheit bis zur feierlichen Zeremonie vor dem Scheidungsrichter. Musikalisch getragen von Ellie Gouldings „Your Song“ entsteht eine liebenswert-melancholische Grundstimmung, die in der folgenden Sequenz der verschiedenen Trauer- und Verarbeitungsphasen, die Marc durchläuft, durch eine selbstironische Note und hübsche visuelle Einfälle erweitert werden. Das alles macht den Film allein schon wegen seiner ersten zehn Minuten sehenswert.

In der Folge wird es nun aber doch klassisch: Boy (Marc) meets Girl (Alice). Girl ist dummerweise die Frau des Cousins von Boy, und Boy hat nach seiner Scheidung ein dummerweise erfolgreiches Pamphlet voller pathosgeladener, lächerlicher Zynismen über die Unmöglichkeit von Beziehungen veröffentlicht, was Girl dummer- bzw. verständlicherweise unerträglich findet. Unerträglich ist vor allem der Protagonist, Literaturkritiker und Nightlife-Kolumnist, tief drinnen dazu selbstmitleidiges, blasiertes, narzisstisches, unreifes Würstchen, das einen einzig, weil es sich selber unentwegt lächerlich macht, nicht in den Wahnsinn treibt. Natürlich darf man sich in diesem egozentrischen Universum (der Figur und seines Autors) keine charakterlich allzu tiefgründigen oder vielschichtigen Neben- oder gar Frauenfiguren erwarten. Das Ensemble hat trotzdem sein Bestes gegeben: dackeläugig, gekonnt unsicher und grandios unausstehlich der Komiker und ehemalige Banker Gaspard Proust, überdreht-

sexy die ehemalige Wetterfee Louise Bourgoin als Alice und „un gros connard misogyne“, der ehemalige Hardcore-Hip-Hopper JoeyStarr als Marcs Freund Jean-Georges. Und fehlt dem Film auch ein wenig der lange Gestaltungs-Atem, so steckt er doch voller erheiternder Versatzstücke, wie der (masochistischen) Liebe zum Literaturbetrieb, zum Kino, verkorksten Familien, ennervierenden Bonmots und zu Michel Legrand. Bleibt nur zu hoffen, dass Alice nicht die kommenden drei Jahre mit diesem Schwachmaten vergeuden wird.