ray Filmmagazin » Animation » Merida – Legende der Highlands

Merida – Legende der Highlands

| Alexandra Seitz |

Disney, Pixar und die Emanzipation – es bleibt schwierig.

Werbung

Merida will nicht! Sie will kein braves Mädchen sein! Sie will auch keine wohlerzogene Prinzessin sein! Und schon gar nicht will sie heiraten! Als Merida, Erstgeborene und einzige Tochter von König Fergus und Königin Elinor, davon erfährt, dass ihre Mutter potenzielle Heiratskandidaten zum traditionellen, kämpferischen Wettstreit um ihre Hand aufs Schloss geladen hat, hängt schlagartig der Haussegen schief. Sie will nicht und sie will nicht und sie will nicht! Noch schlimmer wird es, als die Freier dann tatsächlich vorstellig werden: Drei Frösche und kein verzauberter Prinz dabei, hier kann frau keinen Blumentopf gewinnen. Merida verfällt auf eine List. Die dann allerdings glorios danebengeht und nicht nur den Haussegen noch schiefer hängen lässt, sondern auch den Frieden im Reich gefährdet. Nach einem Riesenkrach mit Frau Mama flüchtet die widerspenstige Tochter in den Wald und erwirbt dort bei einer Hexe einen Zauber, der der Königin Gesinnung ändern soll. Der Zauber ändert jedoch weniger deren Gesinnung als vielmehr deren Gestalt. Der Haussegen geht vollends in die Vertikale, und Merida steht mit einem Mal vor der gewaltigen Aufgabe, sowohl die Mutter als auch die Herrschaftstradition retten zu müssen. Irgendwie hatte sie sich das mit der Durchsetzung ihrer persönlichen Freiheit dann doch etwas anders vorgestellt.

Merida ist die Titelheldin des dreizehnten Films von Pixar und der erste Film des Studios, an dem eine Frau in leitender Funktion beteiligt war. Gemeinsam mit Mark Andrews und Steve Purcell wird Brenda Chapman als Regisseurin des charmanten Märchens geführt, das die Coming-of-Age-Geschichte seiner jugendlichen Heldin in den schottischen Highlands mythischer Vorzeit ansiedelt. Chapman, die unter anderem an der Storyentwicklung von The Lion King, Chicken Run und Cars beteiligt war, schrieb Filmgeschichte als erste (Ko-)Regisseurin eines von einem Major Studio produzierten Animationsfilms, The Prince of Egypt (1998). Allerdings schied Chapman, die sich auch die Geschichte von Brave ausgedacht hat – und sich dazu vom Verhältnis zu ihrer eigenen Tochter inspirieren ließ – sowie am Drehbuch mitschrieb, bereits im Frühjahr 2011 aufgrund der sprichwörtlichen „künstlerischen Differenzen“ aus dem Produktionsprozess aus. Es fragt sich, ob mit ihr auch jenes Quäntchen erwachsene Bissigkeit und Gespür für emotionale Schattierungen ausschied, das die Filme des Pixar-Studios bislang von jenen des Mutterkonzerns Disney unterschied?