ray Filmmagazin » Drama » Quartett / Quartet

Quartett / Quartet

| Brigitte Auer |

Regiedebütant Dustin Hoffman erzählt vom Alter: charmant, in güldenem Licht und ein wenig fad.

Werbung

Als Dustin Hoffman sich in der zweiten Hälfte der Siebziger wegen „verlorener Objektivität“ selbst vom Regie-Posten des Films Straight Time feuerte (der Schauspieler Hoffman durfte seinen Job behalten und ließ sich fortan von Ulu Grosbard unterweisen), dachte wohl niemand, dass er so schnell noch mal Ähnliches versuchen würde. Tat er auch nicht – ganze 35 Jahre lang. Mit Mitte Siebzig fühlte er sich nun reif genug und versammelte ein altgedientes wie frischgebliebenes Schauspieler-Ensemble, um sich gemeinsam dem Älterwerden zu widmen.

Quartet spielt in einer pompösen Altersresidenz für ehemalige Opernsänger. Der berühmte Tenor Reggie Paget (Tom Courtenay) ist eigentlich noch ganz rüstig und gar willens, sich mit Rap-Musik (oho!) auseinanderzusetzen. Ins Heim gezogen ist er, um seinen Freund Wilf Bond (Billy Conolly), seines Zeichens Verbalcasanova, dem jeglicher Hemmungsschalter im frontalen Kortex durchgebrannt ist, nicht mit der Vergänglichkeit allein zu lassen. Das Freundes-Trio komplettiert Cissy (Pauline Collins), die bereits zur etwas vergesslicheren Sorte gehört. Im warmen Herbstanstrich und zwischen fallenden Blättern (ja ja, der Herbst des Lebens) wird dementsprechend viel musiziert, alternden Diven die nötige Ehrerbietung entgegengebracht und sich auf die jährliche Gala zu Verdis Geburtstag vorbereitet. Da klappt dem Klarinettisten schon mal der Zahnersatz heraus, über Jahre gepflegte Feindschaften flackern auf, und Michael Gambon gibt als tyrannischer Maestro den bösen Zwilling von Harry Potters Professor Dumbledore (weniger Bart, selber Umhang). Aufregung bringt naturgemäß die Nachricht von der Ankunft eines neuen Stars: Jean Horton (Maggie Smith) muss aus nicht restlos verständlichen Gründen ihr selbstbestimmtes Leben aufgeben und in die Residenz ziehen, wo sie sich ihrer schmerzlichen Vorgeschichte mit Reggie ebenso stellen muss wie ihrem Unwillen, die zittrig gewordene Stimme öffentlich zu präsentieren. Denn der etwas wässrige Plot verlangt von den vier Protagonisten, ihre legendäre Aufführung eines Quartetts aus „Rigoletto“ zu wiederholen, um dem Domizil in Geldnöten zu helfen.

Doch keine Sorge, noch das fragilste Herz wird die konstruierte Aufregung überstehen: Der Film handelt zwar von der Liebe und dem Leben, das Ableben ist dabei jedoch nicht vorgesehen. In Zuckerwatte gepackt, studiert Hoffman in seiner soliden Regie alternde Gesichter vor herbstlichtdurchflutetem Bilderteppich für Liebhaber „schöner Landschaft“ bei dem Versuch, an der eigenen Bedeutung in der Welt festzuhalten.