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Zweisitzrakete

| Jörg Schiffauer |

Der schwierige Weg in die Königsklasse

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In der Diskussion um die strategische Ausrichtung der heimischen Filmförderung tauchte vor nicht allzu langer Zeit die Forderung auf, „den österreichischen Film aus dem Einzugsgebiet des Düster-Depressiven zu befreien“. Zu jenen Projekten, mit denen dieser Paradigmenwechsel offenbar vorgenommen werden soll, muss man Zweisitzrakete zählen – als romantische Komödie so etwas wie die Antithese zu dunklen Phantasien und Gedanken unterschiedlichster Provenienz.

Zunächst ist es ein durchaus ambitioniertes Unterfangen, das Regisseur und Ko-Drehbuchautor Hans Hofer mit einem Debütfilm angeht, ist doch gerade das Genre der romantischen Komödie von Hollywood bis zur Perfektion durchdekliniert. Zweisitzrakete bedient sich eines bewährten Szenarios: Manuel und Mia, urbane Endzwanziger, sind seit ewigen Zeiten beste Freunde. Weil das aber bekanntermaßen so eine Sache mit platonischen Beziehungen ist, beginnen alsbald die Turbulenzen. Denn ausgerechnet als sich Manuel tiefere Gefühle für Mia eingesteht, kommt die Dame mit einem neuen Freund daher. Als sie sich auch noch entschließt, zu diesem nach Rom zu ziehen, scheint für Manuel alles verloren. Doch weil sein Kumpel und Mitbewohner Detlev als Leiter einer Selbsthilfegruppe Beziehungsprobleme kennt, versucht Manuel mit dessen Hilfe doch noch, das Steuer herumzureißen – selbst wenn dazu recht drastische Mittel erforderliche sind.

Von Anfang an greift in Zweisitzrakete eine merkwürdig anmutende Zerrissenheit um sich, denn Hofers Inszenierung pendelt permanent zwischen romantischer Komödie und schriller Groteske. Diese Unentschlossenheit führt zu einer Reihe stilistischer Bruchstellen, was den Film zusehends inkonsistent macht und einen guten Erzählrhythmus verhindert. Dabei lassen manche Sequenzen erahnen, dass die Geschichte durchaus Potenzial hätte. Manuel Rubey als Melancholiker mit manischen Ansätzen und Alissa Jung als bezauberndes Love Interest sind grundsätzlich eine wirklich gute Besetzung für eine romantische Komödie.

Doch – und da beginnt das Dilemma – der von Simon Schwarz gespielte Detlev und die ihn ständig umgebenden Mitglieder seiner Therapiegruppe erscheinen wie Abziehbilder abgedroschener Stereotypen, die in ihrer Klischeehaftigkeit zu oft in Richtung Klamotte abdriften. Der Versuch, im Schlussdrittel temporeichen Slapstick zu generieren, lässt die Inszenierung endgültig implodieren. In der eingangs erwähnten Diskussion wurde die Komödie als „Königsklasse“ apostrophiert. Von der ist Zweisitzrakete allerdings genauso weit entfernt wie St. Hanappi von Camp Nou und Old Trafford.