ray Filmmagazin » Action » Dead Man Down

Dead Man Down

| Ralph Umard |

Eine verbitterte Frau und ein verbissener Profikiller werden zu Komplizen in einer abnormen Rachestory.

Werbung

Zwielicht, blassfarbene Bilder, trübes Wetter – von Filmbeginn an wird eine Atmosphäre von Tristesse kreiert. Schlechte Stimmung herrscht auch im Hause des New Yorker Gangsterbosses Alphonse (Terrence Howard), als sein bester Mann tiefgefroren in einer Kühltruhe im Keller liegt. Seit einiger Zeit schon erhält er Briefe mit kryptischen Botschaften und Fotoschnipseln, nun fürchtet er um sein eigenes Leben und greift mit seiner Gang die vermeintlichen Gegner an, was zu einem wüsten Feuergefecht führt, furios inszeniert im Stil kantonesischer Krimis.

Weit eindrucksvoller als die Actionszenen jedoch sind die Dialogsequenzen in diesem Krimi, wenn Colin Farrell und Noomi Rapace einander langsam näher kommen, bis sie sich ihrer Seelenverwandtschaft bewusst und zu Komplizen werden, um Vergeltung für erlittenes Leid zu üben. Farrell spielt besonnen den wortkargen, in sich gekehrten Killer Victor, enger Vertrauter von Alphonse, Rapace eine narbengesichtige Frau namens Beatrice, die besessen auf Rache sinnt. Victor soll den Mann, der für ihre äußeren und inneren Verletzungen verantwortlich ist, töten. In der filmischen Adaption von Stieg Larssons „Millennium“-Trilogie hat Rapace mit der Rolle der Lisbeth Salander außerordentliches Talent für die Darstellung obsessiver Charaktere bewiesen, hier gewinnt ihr Ausdrucksspiel bisweilen eine dämonisch anmutende Qualität.

Niels Arden Oplev, der sich als Regisseur von Verblendung, dem ersten Teil der „Millennium“-Trilogie einen Namen machte, wollte es bei seinem Hollywood-Debüt sowohl in künstlerischer wie in kommerzieller Hinsicht besonders gut machen – mit dem Ergebnis, dass Dead Man Down dramaturgisch uneinheitlich und inhaltlich überfrachtet ist. Die Mischung aus Mystery-Thriller, Love Story, Action- und Gangsterkrimi erweckt einen disparaten Eindruck. Die Rolle von Isabelle Huppert als schwerhörige Mutter von Beatrice ist so unterentwickelt, dass selbst eine so große Schauspielerin bloß wie eine teure Requisite wirkt. Der kompliziert konzipierte Racheplot ist alles andere als glaubwürdig, auch das Beziehungsdrama zwischen Victor und Beatrice ist arg konstruiert und emotional kaum nachvollziehbar. Immerhin gelingt es Colin Farrell und Noomi Rapace kraft ihres starken Ausdrucksvermögens und ihrer beeindruckenden Leinwandpräsenz, den Film einigermaßen spannend über die Runden zu tragen. Und Armand Assante sorgt bei einem Kurzauftritt als Mafia-Pate souverän für ein schauspielerisches Highlight.