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Der Glanz des Tages

| Oliver Stangl |

Charmantes Drama um unterschiedliche Lebensentwürfe

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Mit Der Glanz des Tages verfeinert das Regie-Duo Rainer Frimmel und Tizza Covi seine unkonventionelle Methode des Filmemachens, die bereits das mehrfach preisgekrönte Werk La Pivellina aus dem Jahr 2009 auszeichnete: Laiendarsteller improvisieren vor der Kamera Szenen, die ihnen die Filmemacher in Umrissen vorgeben. Dass dabei Elemente der Handlung starke Berührungspunkte mit dem Leben des Ensembles aufweisen, sorgt für einen naturalistischen Anstrich, dokumentarischer Charakter und Fiktion gehen Hand in Hand, ohne dass das Ergebnis gekünstelt wirkt.
Für ihren neuen Film, der unter anderem bereits mit dem Max-Ophüls-Preis und dem Großen Diagonale-Preis ausgezeichnet wurde, haben die beiden neben Laien auch einen Vollprofi an Bord geholt: den bekannten Burgschauspieler Philipp Hochmair (der hier niemand anderen spielt als den bekannten Burgschauspieler Philipp Hochmair). Der ehemalige Zirkusartist Walter Saabel, schon in Babooska und La Pivellina mit dabei, gibt Philipps Onkel Walter, der plötzlich im Leben des vielbeschäftigen Mimen auftaucht.  
Zunächst ist Philipp vom Erscheinen des Verwandten, von dessen Existenz er nichts wusste, überrumpelt, doch schnell fasziniert ihn das Leben des Vagabunden, der unter anderem als Messerwerfer und Bärenringer tätig war. Während der Kopfmensch Philipp über seine vielen Rollen ein wenig zum Solipsisten geworden ist, ist der bodenständige Walter auf der Suche nach einer Beschäftigung, die sein Leben im Alter ausfüllt.
Ihr nicht immer friktionsfreies Verhältnis konfrontiert die beiden schließlich mit der Frage, was im Leben wirklich wichtig ist, und als eine benachbarte Migrantenfamilie Hilfe benötigt, zögert Walter nicht lange und entwirft mit Philipps Unterstützung einen Hilfsplan.
Rainer Frimmel und Tizza Covi haben ihre Schauspieler (die gute Chemie zwischen Hochmair und Saabel grundiert den Film mit leisem Humor) über einen längeren Zeitraum begleitet und dabei eine umfangreiche Menge an Material gesammelt, die der Schnitt auf gelungene Weise komprimiert.
Bei allem „dokumentarischem“ Charakter gibt es auch Raum für effektive Bilder, die die Identitätsmotivik illustrieren: So sieht man Hochmaier zunächst auch in privaten Szenen nur mit aufgeklebter Halbglatze – er spielt gerade den Woyzeck am Thalia Theater – und wird Zeuge, wie er Automatenfotos von sich selbst anfertigt (ein auch im echten Leben praktiziertes Ritual des Schauspielers, um sich Charaktere anzueignen).
Ein erfrischend unzynischer und menschlicher Film.