Berührender Dokumentarfilm über die Großeltern des Regisseurs
Filip Antoni Malinowski, polnischstämmiger Regisseur, der seit seinem siebenten Lebensjahr in Wien wohnt, hat etwas ganz Einfaches und doch sehr Wirkungsvolles getan: Er hat seine Großeltern Maria und Tadeusz, beide um die 80, über ihr Leben befragt.
Äußerer Anlass ist das Ansinnen der Hausbesitzerin, dass die beiden alten Leutchen nach 66 Jahren, die sie in ihrer Wohnung in Poznan verbracht haben, ausziehen müssen. Man hält es nicht für möglich, und das tut auch der Anwalt der beiden nicht, aber es geschieht tatsächlich. Die Wohnung, die ihnen einst vom alles ver- und besorgenden Staat zugeteilt wurde, muss geräumt werden. Wie Großvater und Enkel übereinstimmend feststellen, hat das nichts mit Kapitalismus zu tun, sondern mit dem, was Politiker generell so anrichten; und Polen, so diagnostiziert Tadeusz, ehemaliger Universitätsprofessor und ein eher stiller, grüblerischer Mensch, sei ohnehin nie kommunistisch gewesen, sondern immer nur auf dem Weg zum Sozialismus.
Dass die Politik sich in das Leben von Menschen unangenehm einmischt, ist keine Neuigkeit, aber so scharfsinnig beobachtet wie von diesen beiden alten Leuten hat man es nicht oft gesehen und gehört. Das beginnt bei der tristen Zeit, als die Deutschen (und die Österreicher, die „sich immer vor ihrer Schuld gedrückt“ haben, so Maria) in Polen eingefallen waren. Tadeusz hat als Kind mitangesehen, wie die Gettos in Lublin und Chlem „bereinigt“ wurden. Viel besser ist es nach dem Krieg nicht geworden, nur anders. 50 Jahre habe er fix angestellt gearbeitet, sinniert Tadeusz, und trotzdem habe er sich kaum die bescheidene Wohnung leisten können.
Trotzdem sind die beiden positive Menschen geblieben, vor allem die Großmutter. Maria, ehemals Archäologin, ist eine charmante, witzige Erzählerin, fährt bei dröhnender Musik Auto, kennt sich in Garten und Küche gleichermaßen aus, kann gut mit dem Computer umgehen und droht dem Enkel schon mal, die Schüssel nach ihm zu werfen, wenn er nicht endlich seine Kamera abdreht.
Landschafts- und Stadtszenen, Blicke aus dem fahrenden Zug, Bilder von Wolken dienen dem Regisseur zwischendurch immer wieder dazu, einen Schritt zurückzutreten und die Worte der Großeltern „sich setzen“ zu lassen. Fotos aus dem Familienalbum beschwören keine „bessere“ Zeit, sondern ergänzen und illustrieren die Erzählungen der beiden alten Leute, aus denen sich eine private Geschichte des 20. Jahrhunderts schlüssig und beeindruckend ablesen lässt.