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Gambit – Der Masterplan / Gambit

| Axel Estein |

Überhebliche Selbstgefälligkeit Albions trifft auf geerdete Kulturimpertinenz.

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Der unzeitgemäße, gemalte Vorspann gibt die Richtung vor: klassisch-leichte Muse im Stil von Sixties-Caper-Comedies, wie Blake Edwards Pink Panther oder Ronald Neames Original-Gambit (1966). Folgt der Eröffnungszug: In einem texanischen Provinzkaff betrachten zwei distinguierte Briten, gekleidet nach Londoner City Chic, mit introvertiertem Staunen, wie Kapuzineräffchen auf Boarder-Collies Rodeo reiten. Well, fancy that.

Und schon ist man wieder zurück mit an der Themse, im Gepäck das lange verschollene Monet-Gemälde „Heuhaufen, Abenddämmerung“, Pendant zu „Heuhaufen, Morgendämmerung“. Genau das sucht ein von maliziöser Selbstsucht getriebener Medien-Tycoon und Nudist (säurespritzend: Alan Rickman) mit „passion, bordering on monomania“. Sein dienstbeflissener Kunstberater (zähneknirschend: Colin Firth) hat das Bild nun in einem texanischen Trailer Home aufgespürt, angeblich von einem US-Infanteristen aus Görings Privatmuseum Carinhall direkt dorthin verfrachtet. Riecht nach krummer Tour? Schon sehr. Also bedarf es eines ansprechenden Köders (sexy: Cameron Diaz), um das millionenschwere Ding an den Mann zu bringen und sich gleichzeitig noch für fortgesetzte Herabwürdigungen zu rächen. Abgestützt wird das gut aufeinander eingespielte Hauptdarstellertrio von den leicht exzentrischen Nebenfiguren Stanley Tucci (teutonischer Impresario, der drallen Barock-Flamen über), Tom Courtenay (distinguierter British-Rifles-Major a. D. und genialer Falschfärber, kann auch Pollock) und einem Trupp knilchiger Japaner.

So entwickelt sich flotten Schrittes eine angenehm leicht überspannte Gaunerkomödie voll knarzig-trockenen Brit-Humors, deren gewienerte und geschliffene Dialoge (eine helle Freude im Original) ebenso facettenreich funkeln wie das impressionistische Meisterwerk im Zentrum des Trubels. Liegt an Joel und Ethan Coen: Von ihnen stammt das Drehbuch. Sie besitzen neben ihren tiefschwarzen Adern ja eine ausgemachte Schwäche für humoristische Schaumschlägerei wie etwa bei Intolerable Cruelty oder Ladykillers. Ihr – im positiven Sinn – nicht ganz zeitgemäßes, leichtgewichtiges Skript will nicht superclever sein, nicht permanent durch Plot-Twists und Volten verblüffen. Unter der Hand von Regisseur Michael Hoffman entsteht mit leichter Pinselführung ein elegantes, kleines Aquarell mit ausreichender Unterhaltungsdichte für 90 kurzweilige Minuten – eine entspannte Multiplexunterhaltungsware mit Arthouse-Freigabezertifikat, die sich hervorragend als konfliktneutraler Pärchenfilm für laue Sommerabende eignet.