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The Drop – Bargeld

The Drop – Bargeld

| Daniela Sannwald |

Der letzte Film mit James Gandolfini ist großes Schauspielerkino.

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Vor drei Jahren lief Rundskop auf der Berlinale, ein Thriller um belgische Viehbarone und deren skrupellose Zuchtmethoden, der zum Ansehen Belgiens in der Welt nicht gerade Erfreuliches beisteuerte, aber dem Regisseur Michaël R. Roskam immerhin eine Oscar-Nominierung einbrachte. Dadurch erhielt Roskam die Chance, seinen zweiten Spielfilm The Drop in den USA zu drehen – mit einer Besetzung, die ihresgleichen sucht.

Tom Hardy spielt den Bartender Bob, der im „Cousin Marv’s“, einer kleinen Bar in Brooklyn, Abend für Abend hinter der Theke steht. Die Mafia benutzt die Kneipe als „Drop“, als kurzfristiges Gelddepot. Bob weiß Bescheid, und er weiß auch, dass es darüber nichts zu reden gibt. Tom Hardy als Bob ist bis zur Krümeligkeit spröde, ein einsamer, wortkarger, urbaner Single, der auflebt, als er eines Nachts einen böse zugerichteten Pitbull-Welpen aus einer Mülltonne rettet. Der Vorfall bringt ihn mit einer Nachbarin, Nadia, in Kontakt, die Noomi Rapace als verletzte, misstrauische Asphaltblume darstellt; zusammen beginnen sie, sich um den Hund zu kümmern.

Als die Bar überfallen wird, sieht sich die tschetschenische Mafia um ihr Geld betrogen und fordert die Rückzahlung der Schulden. Dadurch kommen Ereignisse ins Rollen, die in die finstere Vergangenheit nicht nur von Cousin Marv zurückführen. James Gandolfini hat als Marv seinen letzten großen Auftritt: Noch einmal zelebriert er eine Variation seiner Tony-Soprano-Rolle, indem er zwischen mitleiderregend und gewalttätig changiert.

Während ein Latino-Polizist Licht in das Dunkel zu bringen versucht, wird Bob plötzlich verfolgt und bedroht, und, was schlimmer ist: Der Unbekannte fordert den kleinen Hund zurück, der angeblich seiner ist. Die Winternächte Brooklyns sind wenig anheimelnd, und wenn es ausnahmsweise einmal Tag ist in diesem Film, dann kriecht die trotz fahlen Sonnenlichts ungemütliche Kälte in Ärmel, Mützen und Schuhe hinein, und das Dauerfrösteln der Protagonisten teilt sich von der Leinwand herunter mit. Wie schade, dass die Bar, deren Leuchtreklame die dunkle Straße kaum zu erhellen vermag, kein Ort der Zuflucht ist, obwohl die vom Wind zerzausten Männer aus der Nachbarschaft dort den harten Alltag für ein paar Stunden vergessen zu können glauben.

Michaël R. Roskam ist ein Meister der Inszenierung von sich langsam steigernder Bedrohung, und die erzeugt Hochspannung bis zur letzten Minute, obwohl der eigentliche Plot ein kleines bisschen hinkt.